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Hausmusik bei Hagenauers

MOZARTWOCHE / NOALLY & CORTI

18/01/13 Das gab’s schon lange nicht mehr: ein Konzert in Mozarts Geburtshaus. Thibault Noally und Francesco Corti spielten am Sonntag (27.1.) – Mozarts 257. Geburtstag – vor einem handverlesenen Auditorium Violinsonaten.

Von Horst Reischenböck

Thibault Noally ist Konzermeister der Musiciens de Louvre, ihm assistierte Francesco Corti. Der ist in diesem Orchester fürs Continuo zuständig. Der Dirigent Mark Minkowski lauschte, im mutmaßlichen Wohnzimmer der damaligen Hausherren. Also in der Belletage der Familie Hagenauer, im 1. Stock. Dort steht der 2. Walter-Flügel im Besitz der Stiftung Mozarteum, den Francesco Corti differenziert und virtuos „traktierte“. Dazu korrespondierte Mozarts eigene Geige klanglich durchaus, auch wenn man sich zunächst erst an manche scharfe Töne gewöhnen musste. Wer weiß, wie viel Zeit Thibault Noally zur Verfügung stand, um sich dem Instrument anzudienen …

So mag damals wohl auch gelegentlich häuslichem Musikgenuss gefrönt worden sein. Zuerst ging es an diesem Nachmittag um die Familie Bach. Eingangs mit des Vaters 5. Sonate in f-Moll BWV 1018, zu einer Zeit entstanden, als sich Johann Sebastian in Köthen dem Konzertrepertoire zu widmen hatte. Ein vielschichtiges, von der Satzfolge her der Sonata da chiesa verpflichtetes Werk, aus dem vor allem der tief lotende, wohl von italienischen  Concerti grossi beeinflusste 3. Satz hervorsticht.

Noch 1774 schrieb Sohn Carl Philipp Emanuel: „Die 6 Claviertrios … sind von den besten Arbeiten des Seeligen lieben Vaters … Es sind einige Adagios darin, die man heut zu Tage nicht sangbarer setzen kann.“ Wobei „Trio“ sich dabei auf die Dreistimmigkeit bezieht, der Emanzipierung der rechten von der linken Hand zusammen mit der Violine. Und auf dem Hammerflügel musiziert? Warum nicht. Spätestens in Potsdam kam der Thomaskantor mit einem entsprechenden Silbermann-Instrument in Kontakt, auf dem ja auch das „Musikalische Opfer“ fußt.

Dort wirkte damals eben Carl Philipp Emanuel und schuf die c-Moll-Sonate Wq 78 (H 514). Nicht ganz so zerklüftet wie spätere Sinfonien, vom Ausdruck her stark kontrastierend und eindeutig dem „Sturm und Drang“ verpflichtet. Wobei das abschließende Presto zusätzlich durch eine unerwartete Generalpause aufrüttelt. Wie das Finale des Pasticcio-Konzerts KV 40 beweist, brachte Vater Leopold Mozart Wolfgang früh mit Werken des zweitältesten Bach-Sohnes bekannt. Dessen  jüngeren Bruder Johann Christian Bach wiederum lernte er in London kennen und richtete gleich drei Sonaten zu den Konzerten KV 21b ein.

Dessen letztes basiert auf dem zweisätzigen Es-Dur-Opus 5/4 – Warb. A 4, mit dem Francesco Corti im Alleingang zu Mozart selbst überleitete. Zunächst zu der dramatisch-tragischen e-Moll-Sonate KV 304 (300c), in der sich Wolfgang wohl den Kummer wegen des Todes seiner Mutter von der Seele schrieb. Und als abschließender Höhepunkt danach die Sonate in Es-Dur KV 306, deren zuletzt ausgedehnte Kadenz im Allegretto vermuten lässt, in sie mögen vielleicht auch Ideen des Fragment gebliebenen Konzerts KV 315f eingeflossen sein.

Bild: ISM / Wolfgang Lienbacher

 

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