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Maltman ruft, Gott spurt

MOZARTWOCHE / CAMERATA SALZBURG / ELIAS

27/01/16 „Mein Herr, mein Hort, so schweige mir nicht!“ Und alsbald rauscht der Regen. Zuvor galt es, Feuer zu schlagen im Stellvertreterkrieg zwischen Baal und Jahwe. Und kein Gott, welcher Religion auch immer, wagte es, nicht zu reagieren, wenn Christopher Maltman ruft.

Von Heidemarie Klabacher

Pablo Heras-Casado, die Camerata Salzburg und der Salzburger Bachchor bescherten dem Mozartwochen-Publikum am Dienstag (26.1.) im Haus für Mozart eine aufregende Begegnung mit Felix Mendelssohn Bartholdys „Elias“.

Ein dramatisches Oratorium. Eine Oper ohne Szene, aber keine konzertante Oper… Mendelssohns Prophet sitzt nicht nur zwischen Jahwe und Baal, sondern zwischen allen Stühlen. Pablo Heras-Casado am Pult der Camerata hat das vielfach gebrochene „hochromantische“ Werk aus der Perspektive des Klangredners in den Blick genommen, auf jegliches Streicher-Vibrato verzichtet und immer wieder mit Extremen in der Agogik aufhorchen lassen.

Das war immer spannend, wenn auch im ersten Teil nicht immer organisch. Betrachtenden Chorpassagen wie etwa „Wohl dem, der den Herrn fürchtet“ fehlte es gelegentlich an Drive. Dem unter Chorsängern legendären „Denn er hat seinen Engeln befohlen“ mangelte es dagegen an Ruhe – wurde aber trotz überhastetem Tempo von den Solisten aus dem Salzburger Bachchor glasklar intoniert. Wie überhaupt alle in ganz kleiner Besetzung gesungenen Nummern – besonders das Engelsterzett „Hebe Deine Augen auf zu den Bergen“ – wahre Glanzlichter des Abends waren.

Mit klangrednerischer Brillanz und Pointiertheit gestaltete Heras-Casados die dramatischen Dialogpassagen. Die Streicher – und die Bläser – der Camerata Salzburg agierten auf die teils extremen Vorgaben mit beredter Wendigkeit und klangfarbenreicher Intensität. Die Auseinandersetzung zwischen den Baalspriestern und Elias etwa war von opernhafter Farbigkeit. Und der Salzburger Bachchor! Ein Dialogpartner von bestechender Homogenität und Durchschlagskraft für den Solisten Christopher Maltman.

Christopher Maltman als Elias ist eine Klasse für sich: ein Prophet, der wütet und tobt, verzweifelt und zagt, tröstet und hofft, ein Virtuose, der alle emotionalen Extreme mit deklamatorischer Souveränität und Textverständlichkeit gestaltet. Nur Spott und Hohn hat er für die Baals-Anhänger: „Ruft lauter! Denn er ist ja Gott. Er dichtet, oder er hat zu schaffen oder ist über Feld, oder schläft er vielleicht…“

Maltman ruft, Jahwe spurt: „Es geht eine kleine Wolke auf aus dem Meer…“ Der Knabe auf dem Ausguck, eine Sopranistin aus dem Bachchor, war Maltman/Elias’ Gegenspieler im grandiosen Finale im Schaukampf um Feuer und Wasser mit den Baal-Priestern. Dass er diese niedermetzeln lässt, ist keine Lösung für heutige Konflikte, doch sonst hat Maltman mit seiner vielschichtigen Gestaltung aus dem bärtigen Propheten einen zerrissenen modernen Menschen herausgeschält.

Werner Güra sang die Tenorpassagen mit Strahlkraft, Christiane Karg die Sopranpartie. Die Mezzosopranistin Katharina Magiera begeisterte mit ruhe- und klangvoller Kantilene. Höhepunktes Abends ihr Arioso „Ich wollte sie wohl erlösen“ oder die Arie des Engels „Sei stille im Herrn“.

Hörfunkübertragung am Ostermontag (28.3.), 19.30 Uhr, Ö1
Bilder: ISM/Lienbacher

 

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