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Auch auf der Geige ein Knüller

UNI MOZARTEUM / BLÄSERPHILHARMONIE

12/12/16 Was waren das noch für goldige Zeiten, als man streng unterschieden hat zwischen E- und U-Musik. Da konnte, ja musste man sich noch so recht wohlig entrüsten über ein Stück wie Friedrich Guldas Cellokonzert. Aber das ist eben schon dreieinhalb Jahrzehnte her.

Von Reinhard Kriechbaum

Wenn man am Freitag (9.12.) im Großen Saal des Mozarteums gehört hat, wie die Menschen jubelten nach der Uraufführung der Violinfassung dieses Werks, dann mochte man nicht glauben, dass diese Musik und ihr Schöpfer 1981 noch so sehr polarisierten. Dieser Beifall war natürlich auch Benjamin Schmid geschuldet, der eben diese Transkription für sein Instrument maßgeblich mitverantwortete. Eine seiner Ideen war es, das Streichinstrument nicht nur per Mikrophon zu verstärken, sondern auch auf Live-Elektronik zu setzen. Sprich: auf eine „halbelektrische“ Violine, auf der ein Pickup-Tonabnehmer sitzt, der bei Bedarf mittels Pedal aktiviert werden kann. Benjamin Schmid hat genug Erfahrung mit solchen Dingen. Friedrich Gulda hätte seine Freude dran gehabt, was Schmid da anstellt mit seinem Konzert, mit Mut zur Poesie und mit Lust am Klang-Raffinement.

Der Spass kommt sowieso nicht zu kurz, wenn die Musik etwa in der Ouvertüre beständig hin und her kippt vom Bigband-Sound zur Volksmusik, wobei der Gitarrist oft wechselt von der akustischen zu E-Gitarre. Im „Idylle“ überschriebenen Satz wird die für manche Ohren – sagen wir: fremdartige – Mischung aus beschränkter instrumentaler Wendigkeit von Alphörnern und nicht gerade ungezügeltem Temperament ihrer Spieler aufs Köstlichste parodiert. Da ist das schwere Blech gefragt. Als Gulda sein Cellokonzert schrieb, fuhr Rondò Veneziano gerade seine ersten Erfolge ein. Mag sein, dass Gulda dessen Sound fürs Menuett vorschwebte. Im Kehraus ist die Blaskapelle dran. Und dazwischen eben: Benjamin Schmids wohl überlegte Mischung aus Salonromantik und Jazz.

Zum Uraufführungstermin gab es auch schon die CD-Aufnahme. Der rührige Hansjörg Angerer

ist ja führender Tonträger-Produzent der Universität Mozarteum. Über zwei Dutzend Silberscheiben sind's schon. Aber nicht immer gibt symphonische Blasmusik Anlass zu purer Freude. Zu dem Abend etwa hat Alfredo Bernardini, Lehrer für Barockoboe am Mozarteum, eine reichlich dickliche Bearbeitung von Schlagern aus dem „Figaro“ beigetragen. Vier Naturhörner gut und schön – sie reiben sich ordentlich mit dem, was die Kolleginnen und Kollegen auf ihren modernen Instrumenten produzieren.

Halten wir uns lieber an echte Musik: Dazu rechnet auf jeden Fall Dvoraks d-Moll-Serenade op. 44, mit ihren vielen Stimmungswechseln und Hintergründigkeiten. Die wiegende Begleitung dreier Hörner und zweier Fagotte zum Melodien-Charme von (zuerst) zwei Oboen: Nicht nur im „Andante con moto“ ist schnell klar, warum es gut ist, sich mit symphonischer Bläsermusik zu befassen. Die Qualität von Angerers Bläserphilharmonie steht außer Frage.

CD-Tipp: Auf der neuesten CD der Bläserphilharmonie Mozarteum Salzburg spielt Benjamin Schmid neben dem Gulda-Konzert (in Violin-Transkription) auch Fritz Kreislers „Concerto in one movement after Paganini“. Und, angesichts der Doppel-Fritzen, ein sowohl Kreisler als auch Gulda zugeeignetes Fünf-Minuten-Solo „For Fritz“. - www.blaeserphilharmonie-mozarteum.at 
Bilder: Universität Mozarteum / Christian Schneider

 

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