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Nicht nur „Brass only“

MOZARTEUMORCHESTER / TOBIAS WÖGERER

17/11/23 Geplant war ja ein reines Brass-Konzert der Bläser des Mozarteumorchesters. Doch dann fanden sich auch die Streicher ein. Resultat? Ein durchschlagender Erfolg mit Fanfare, 47 Schlaginstrumenten und Mussorgskis Bildern einer Ausstellung tatsächlich mal für Bläser only.

Von Horst Reischenböck

Der junge Linzer Dirigent Tobias Wögerer, beim Dirigentenwettbewerb des MDR Sinfoniorchesters Leipzig ausgezeichnet und heuer Finalist beim Young Conductors Award der Festspiele Salzburger Festspielen hat für den ersten Teil des Abends kaum einmal wo zu hörende Ballettmusik gewählt: So marschierten zu Beginn 15 Bläser zu beiden Seiten aufs Podium, um gutgelaunt die prächtige Fanfare zu Paul Dukas‘ 1910 komponiert einaktigem Poème dansé La Peri in den Großen Saal des Mozarteums zu schmettern.

Danach räumten sie den Platz für ihre Streicherkollegen samt umfanreicher Schlagzeugbatterie dahinter. Verlangt doch Rodion Schtschedrin für seine Carmen-Suite für Schlagzeug und Streicher nicht weniger als 47 Schlaginstrumente, die er in vielfältig variablen Abstufungen nicht nur als als rhythmischen Impetus, sondern auch zu zusätzlich interessanten Klangbildungen ins Geschehen einbindet. Leider erklangen nur neun Teile der Gesamtpartitur, die Schtschedrin für seine Gattin Maya Plissetzkaja konzipierte: Die gefeierte Primaballerina am Bolschoi Theater und später auch im Westen tanzte diese Rolle sogar noch mit 65 Jahren, nachdem ihre „erotische Ausstrahlung“ in der damaligen UdSSR anlässlich der Uraufführung noch einen Skandal provoziert hatte.

Die geniale Umdeutung der Partitur durch den Russen versteht schon von Anbeginn an mit vieltfältig den Streichern abverlangten Techniken zu fesseln. Etwa mit präzise zu artikulierende col legno-Effekten oder sordino-Spielanweisungen. Faszinierend auch der den Hörer überrumpelnde Gedanke, streckenweise nur das tief-klingende Fundament ertönen zu lassen, während sich der Geist die geläufige Melodie dazu denkt! Unter Tobias Wögerers bestimmender Diktion ein spontan durchschlagender Erfolg.

Danach Modest Mussorgskis Bilder einer Ausstellung für Blechbläserensemble – ein halbes Dutzend Trompeten, ein Hörner-Quartett, Posaunen und Tuben. Edgar Howarths Arrangement des Zyklus von Modest Mussorgski gilt für Kollegen des Trompeters als „meisterhafte Interpretation, die alle bisherigen Transkriptionen in den Schatten stellt“. Dies Fassung berücksichtigt auch alle Promenaden, die etwa Maurice Ravel in seiner gebräuchlich gewordenen Instrumentierung aussparte. Es waren genussvolle Töne, die – durch Tobias Wögerer präzise und fein abgestuft – auch die Raumakustik nicht an die Grenzen brachten. Genussvolle töne – technisch perfekt über die Rampe gebracht und vom rechtens begeisterten Auditorium lang anhaltend bedankt und gefeiert.

Bilder: MOS / Erika Mayer (2); Vivien Reichelt (2)

 

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