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Erfrischendes sonntägliches Morgenbad

MOZARTEUMORCHESTER / SONNTAGSMATINEE

14/10/13 „So kühn und keck bin ich nie mehr gewesen, ich komponierte wie ein verliebter Narr.“ Das sagte Anton Bruckner über seine erste Symphonie, die bei der Sonntagsmatinee des Mozarteumorchesters im Großen Festspielhaus unter Ivor Bolton erklang. Violinsolist im Brahms-Konzert war Frank Peter Zimmermann.

Von Elisabeth Aumiller

421Das Konzert für Violine und Orchester  D-Dur op.77 von Johannes Brahms  und Anton Bruckners Symphonie Nr.1 c-Moll wurden zum erfrischenden sonntäglichen Morgenbad beeindruckender Klangkultur in dynamischer Vielfalt und musikalischer Expressivität.

Frank Peter Zimmermanns souveränes Gestalten  des Brahms-Konzertes war geprägt von erlesenem Klangsinn und  feinsinnigem Ausloten der instrumentalen Möglichkeiten: In dynamischer Differenzierung zog er klare Linien ohne Pathos, aber der romantischen Empfindung dennoch Raum gebend.

Einst vom Widmungsträger Joseph Joachim als schwierig zu spielendes Violinwerk eingestuft, ist das Konzert auch heute noch herausfordernd für jeden Geiger, zählt aber zu den wichtigsten wie beliebtesten  Repertoirestücken der Violinliteratur. Zimmermann verleiht den technischen Kniffen und schwierigen Doppelgriffen Bravourglanz - der aber nicht auf vordergründigen Effekt abzielte, sondern einzig im musikalischen Ausdruck seine Legitimität fand.

Im Mittelsatz, im melodiösen Adagio, entfaltete die Violine anrührende Stimmung, unterstützt von den Holzbläsern und Hörnern und von den Streichern in zartem Schimmer ergänzt. Violine und Orchester korrespondierten in gutem Einvernehmen zu klanglich aufeinander bezogener Einheit und machten das Brahmsopus zum profunden Hörerlebnis.

Dass im Zuschauerraum nach dem ersten Satz durch Zuspätkommende störende Bewegung aufkam, nahmen Zimmermann wie Bolton mit Erstaunen, aber auch Humor zur Kenntnis, abwartend bis die Ruhe wieder gewährleistet war.

Nach der Pause regierte Anton Bruckner mit seiner ersten Symphonie, die eigentlich seine dritte Beschäftigung mit symphonischer Klangsprache war, nach unveröffentlichten symphonischen Studien und einer Symphonie in d-Moll, die er selbst als seine „Nullte“ bezeichnete. Seine Symphonie Nr. 1 erfuhr später noch mehrere Umarbeitungen. Bolton brachte die ursprüngliche Linzer Fassung zu Gehör, von der Bruckner sagte: „So kühn und keck bin ich nie mehr gewesen, ich komponierte wie ein verliebter Narr“.

422Bolton lieferte mit dem Mozarteumorchester einen bewegenden Brucknereindruck, dynamisch breitgefächert im Wechsel zwischen brodelnden Fortissimi und fein nuancierten Piani. Zart und dunkel tönend wehte zu Beginn das musikalische Thema geheimnisvoll in den Raum, steigerte sich rasch zu rhythmisch intensiver  Bewegung im Verein von Streichern und Bläsern. Es entfaltete sich insgesamt ein vollmundiges Tönen von effektvoller Wirkung.

Besonders die Bläser hatten ihren Glanz verbreitenden Anteil daran, auch mit ihren solistischen Einwürfen herausragend. Hörner, Trompeten und  Posaunen nahmen ihre herausfordernden Möglichkeiten bravourös wahr. Bewunderung verdiente der dynamisch nuancierte Einsatz der Pauke, vom geradezu zart filigranen Paukenwirbel bis zum mächtig donnernden Dröhnen. Nicht oft hört man die breite Skala so differenziert. Melodisch einschmeichelndes Klingen brachten Flöten und Klarinetten, von den Streichern zart unterfüttert, in den getragenen Adagio-Themen. Heiter schlichte Tanzrhythmen stahlen sich auch dazwischen und zum Schluss hin gewannen dann orchestrale Opulenz und wuchtiges Auftrumpfen die Oberhand.

Das Mozarteumorchester zeigte sich in blendender Form, war von Bolton energisch und mit Feuer geführt und gab ein überzeugendes Plädoyer für die spezifische Klanglichkeit Bruckners und den Reiz dieser Symphonie.

Bilder: dpk-au

 

 

 

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