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Frechheit, Sehnsucht, Frühlingsglück

STIFTUNG MOZARTEUM / PHILHARMONISCHES ENSEMBLE WIEN

29/04/14 „Wenn über die ernste Partitur quer Steckenpferdlein reiten, nur zu! Auf weiter Flur wirst manchem Lust bereiten.“ Im sonntäglichen Kammerzyklus Wien-Berlin spielte das Philharmonische Ensemble Wien auf: Mozart und Mendelssohn in variabler Besetzung waren zu hören.

Von Stefan Reitbauer

Michael Haydn, Salzburger Hofmusicus und Concertmeister der erzbischöflichen Kapelle, war dereinst unpässlich. So führte Wolfgang Amadé Mozart einen dringenden Kompositionsauftrag für den Freund der Familie aus. Entstanden sind zwei Duos für Violine - eines davon ist das Duo G-Dur für Violine und Viola KV 423.

Im privaten Ambiente des Wiener Saals – die wild wuchernde, satt-grüne Natur des Mozarteum’schen bzw. des Mirabell’schen Gartens lugt herein – wähnte man sich am Sonntag (27.4.) beinahe in einem Pavillion, als die ersten freudvollen Melodien von Viola und Violine durch den Raum schwebten.

Beachtenswert, dass man in keiner Sekunde merkt, dass in dieser Besetzung ein stützendes Harmonieinstrument fehlt. Geschickt gesetzte Doppelgriffe und ein behändes Begleiten des gerade nicht die Melodie führenden Instrumentes machen es möglich. Shkëlzen Doli und Holger Groh versprühen dabei genau jene Frechheit und Unkonventionalität, die Mozart wohl in seiner Zeit verkörperte und in seine Musik einfließen ließ.

Im Klaviertrio in C-Dur für Klavier, Violine und Violoncello KV 548 wird mit Sebastian Bru und dem Pianisten Gottlieb Wallisch das Klangspektrum erweitert. Es entsteht der Eindruck, Mozart hätte an der kammermusikalischen Klangorgel ein weiteres Register gezogen - war er doch jener Komponist, der die Basis schuf, auf der Beethoven und spätere Generationen ihre Beiträge zur Gattung Klaviertrio aufbauen konnten. Hatten in dieser Besetzung bei Joseph Haydn die Streicher noch Begleitfunktion, so bilden diese bei Mozart ein Gegengewicht zum Klavier. Das Cello löst sich von seiner Rolle als begleitendes Bassinstrument und wagt schlanke Ausflüge in die Melodieführung, wenn es etwa melodische Linien der Violine fortführt.

Gottlieb Wallisch ist ein beeindruckend gefühlvoller und aufmerksamer Herr der Klaviatur – kein Moment, in dem der geistige Kontakt zu seinen Spielpartnern abzureißen droht. Dem Geiger Shkëlzen Doli und dem Cellisten Sebastian Bru ist die Freude über jede einzelne lustvoll ausgeführte Themenvariation ins Gesicht geschrieben. Nach einem unerwartet aufziehenden c-Moll-Einschub im dritten Satz und der erhofften und auch eintretenden rasanten Rückkehr zur Eingangsstimmung schickt das Trio das augenscheinlich wohl gelaunte Publikum in die Pause.

Dem Philharmonischen Ensemble Wien ist es (laut Eigendefinition) ein besonderes Anliegen, den unverwechselbaren musikalischen Stil der Wiener Philharmoniker auch in der Kammermusik zu repräsentieren. Das gelingt hervorragend. Allerdings hätte sich wohl so mancher Zuhörer bei den Mozart-Beiträgen etwas weniger Vibrato gewünscht. Geschmäcker sind indes verschieden und so ist dieser Pausengedanke noch gar nicht fertig gedacht, als das Ensemble – nun in Vollbesetzung - in berührender Manier stilistische Glanzpunkte beim Quartett Nr. 2 in f-Moll von Felix Mendelssohn-Bartholdy setzen kann.

Goethe, großer Bewunderer und Förderer des jungen hochbegabten Felix, schickte seinem kleinen Freund ein Stammbuchblatt, von dem das einleitende Zitat stammt. Der Kontakt riss über zehn Jahre hindurch nicht ab und nur allzu gern glaubt man Rainer Lepuschitz, wenn er im Programmheft meint: „Er (Mendelssohn) empfing quasi den Geist Mozarts aus Goethes Händen.“ Und ebendiesen Geist lässt das Philharmonische Ensemble Wien in den vier Sätzen des Quartetts wieder aufleben. Besonders der zweite Satz, ein entrückendes Klangerlebnis in Des-Dur, gelingt großartig. Ein Feuerwerk beendet die romantische Reise voller Sehnsucht, Hoffnung und schlussendlich Glück. Glück in Dur und Moll – Matinée-Résumé!

Bild: ISM/Philharmonisches Ensemble Wien

 

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