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Akkordeon und Posthorn

CAMERATA SALZBURG / ZYKLUS

22/03/10 Frischer Wind bei der Camerata! Das jüngste Konzert im Zyklus führte weit weg von ausgetretenen Repertoire-Pfaden. Der dreißigjährige Dirigent James Gaffigan ist ein Heißsporn. Ein Akkorden-Solist ist eine Rarität: James Crabb begeisterte.

Von Horst Reischenböck

Aaron Copland hört man selten hierzulande. Seine Ballettmusik „Appalachian Spring“ machte im Doppelkonzert der Camerata Salzburg am Freitag (19.3.) den Anfang - in der Urgestalt von 1943 für 13 Instrumente. Per Rundberg steuerte differenzierte Klavierklänge bei. Zusammen mit dem zweifach besetzten Schlagwerk und den zahlenmäßig aufgestockten Streichern entwickelte James Gaffigan ein opulentes Klangbild. (Einen richtigen Publikumserfolg konnte Copland übrigens erst mit der Bearbeitung für großes Orchester landen.) James Gaffigan tänzelte jedenfalls engagiert durch die Partitur, darin willig gefolgt von der diesmal durch Konzertmeister Wolfgang Redik angeführten Camerata Salzburg.

Ein Höhepunkt: Astor Piazzolas „Aconcagua“-Konzert mit James Crabb als Akkordeon-Solisten. Der aus Schottland gebürtige Solist erzielt auf seinem Instrument phänomenale Klangwirkungen. Fulminant tauchte Crabb in den Tango-Untergrund der argentinischen Milonga ein. Harsch die Akzente der Pauke, grandios die Wirkung. Nachdenklich und im reizvollen Kontrast dazu standen die virtuosen Kadenzen. Subtil dialogisierte Crabb dann etwa mit den Glockenklängen der Harfenistin Ulrike Mattanovics - um sich virtuos in das zu heroischem Pathos gesteigerte Finalrondo zu katapultieren.

James Gaffigan stieg nach der Pause genauso beherzt in Mozarts letzte große Finalmusik ein: Erfahrung mit den Tücken des namengebenden Posthorn-Solos blieb dann Trompeter Kurt Körner zwar nicht ganz erspart (war doch erst die weicher angesetzte Wiederholung absolut perfekt). Doch die ebenso musikantisch-sinnliche wie klangschöne Wiedergabe hat man selbst an diesem Ort im Mozart-Epizentrum mit größter Gespanntheit verfolgt. Mit der subtil gestalteten emotionalen Abschiedsstimmung oder dem spritzigen Kehraus hat  James Gaffigan sich nachdrücklich eingeführt.

 

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