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In Trakls lyrischer Welt

UNIVERSITÄT MOZARTEUM / LIEDKLASSE HOLZMAIR

07/11/14 Georg Trakls bildkräftige Lyrik hat eine innere Musikalität, welche die Vorliebe vieler Komponisten für sie ebenso verständlich macht wie ihre expressive Modernität. Wolfgang Holzmair hat mit seiner Liedklasse einen schönen, informativen Abend im Wiener Saal präsentiert.

Von Gottfried Franz Kasparek

Sogar eine Komponistin findet sich in der Programmliste. Die Saarländerin Erna Woll, 2005 mit 88 Jahren verstorben, war vor allem Kirchenmusikerin. Ihre Vertonung von „Die Bläue meiner Augen“ ist - im Gegensatz zum Webern-kopierenden Versuch des als Komponisten mediokren Theodor W. Adorno - schlicht und romantisch. Wie überhaupt die Kraft der Einfachheit an diesem langen pausenlosen Abend im Zentrum stand.

Bei aller Bewunderung für Anton Weberns hochartifizielle Trakl-Lieder, die von den schönste Hoffnungen weckenden Sopranistinnen Anna Hempel und Marie A. Link mit perfekter Artikulation und vielen Farben interpretiert wurden: weitaus mehr berührten dennoch ein kostbarer inniger Gesang Paul Hindemiths („Trompeten“, einfühlsam gesungen von Anna Helbig), die unprätentiösen, den Text fein aushorchenden, durchaus melodischen Beiträge Alexander Müllenbachs (mit dem famosen „Don Giovanni“-Bariton Matthias Winckhler) oder der wundersam volksliedhafte „Winterabend“ von Wilhelm Killmayer. Daneben erzählte, mit Verlaub, Weberns Version bloß von kühler harmonischer Meisterschaft.

Killmayers Liedschaffen wird ja leider hierzulande kaum gepflegt. Es ist vielfältig, wie zwei eher avantgardistische Beiträge (mit der wacker in laute Höhen vorstoßenden Maria A. Link) und drei berührende intime Weisen (mit dem beachtlichen, auch sprachlich sicheren Tenor Woongsu Kim) bewiesen.

Auch der eher sachliche Hanns Eisler, der hoch expressiv schreibende Wolfgang Rihm (gut bewältigt von der Sopranistin Anna Hempel), der gutes traditionelles Kunsthandwerk pflegende Cesar Bresgen (trefflich interpretiert vom hellen Bariton Robert Davidson) und der im „Herbst“ stark an Hugo Wolf orientierte Viktor Ullmann wurden qualitätsvoll gewürdigt. Stefan David Hummel sorgte für ein instrumentales Intermezzo. Seine stimmungsvolle „Trakl-Inspiration“ wurde von der Flötistin Vera Klug und der Harfenistin Barbara Plöschl-Edrich uraufgeführt. Die beiden virtuos mitfühlenden Musikerinnen sorgten auch für die gediegene Atmosphäre der Auswahl aus Ernst Ludwig Leitners 1979 komponiertem, altmeisterlichem „Gesang zur Nacht“, der Kristina Busch ihren silbrigen Mezzo lieh.

Die Auswahl der verbindenden Texte hätte ein wenig mehr Briefe und weniger als Vertonungen ohnehin dominierende Gedichte enthalten können. Ulrike Arp las akzentuiert und eher zurückhaltend.

Der Rezensent erlaubt sich nun ein Eigenzitat aus seiner „Dialoge“-Besprechung vom vorigen Dezember, denn besser kann er das den Abend beendende Werk heute auch nicht beschreiben: „Manfred Trojahn hat Fragmente Georg Trakls vertont, bereits anno 1984/85, in einer Art, die damals im Rahmen der Avantgarde mutig war, nämlich mit einem auf die Tasten beschränkten Klaviersatz und einer zwar expansiven, aber doch dem Melodischen nicht ganz abholden Mezzosopranstimme. Trojahn hat die von Natur und Irrlichtern gespeiste Stimmung auf den Punkt getroffen, besonders eindringlich in den kurzen Fragmenten wie ‚Abend ist im alten Garten geworden’ – das ist es schon und die Atmosphäre ist da.“ Alice Hoffmann, leuchtkräftiger Mezzo, empfahl sich als geradezu festspielreife Gestalterin. Bernadette Bartos sorgte für werk- und stimmdienliche Begleitung, wie auch ihr Klavierkollege Dario Vagliengo. Herzlicher Applaus für alle Mitwirkenden.

 

 

 

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