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Ein jung gebliebener Jubilar

CAMERATA SALZBURG / NORRINGTON

17/11/14 Sir Roger Norrington, der im März dieses Jahres achtzig Jahre alt geworden, Chefdirigent der Camerata Salzburg von 1997 bis 2006 gewesen, nun deren „Conductor Laureate“ ist, kehrte zu einem Konzert der besonderen Art in den Großen Saal des Mozarteums zurück. Sir Roger, vital wie eh und je, ist ein alterloser, weiser Kauz geblieben.

Von Gottfried Franz Kasparek

Man verzeiht diesem geistreichen Musikanten sogar, wenn er mit den Händen im Hosensack am Orchesterpult herum lümmelt. Was wichtig ist, geschah ohnehin in den Proben, nun genügen kleine, oft schalkhaft verschwörerische Gesten, die gerne auch das Publikum mit einbeziehen. Wenn allerdings, wie nach der Pause, ein gefühlsseliges, lyrisches Intermezzo in diesem heiteren Programm stattfinden soll, die Streicherserenade von Edward Elgar, dann gelingt dies mit diskretem Ernst und natürlich ohne auch nur den Anflug eines Vibratos. Was der Musik durchaus gut tut, ihr spezifisch britischen Reiz verleiht, obwohl man in manchem Detail darüber streiten könnte. Immerhin war später Fritz Kreisler das geigerische Ideal des Komponisten.

Am Beginn lag die „Simple Symphony“ von Benjamin Britten auf den Pulten, auch sie von den zielsicheren Camerata-Streichern mit penibler Akkuratesse, edlem Schönklang und spürbarer Freude an der zauberhaften Mischung aus jugendfrischer Melodik und stupender Rhythmik in dieser Musik interpretiert. Die wenigen oft gespielten, beliebten Meisterstücke der englischen Musik bereiten immer wieder Genuss. Dennoch sei hier angemerkt, dass es rund um diese feinen Bonbons mannigfaltige weitere klingende Kostbarkeiten aus Großbritannien zu entdecken gäbe. Bei denselben Komponisten, aber auch bei Vaughan Williams, Holst oder Bax.

Jeweils nach den heimatlichen Grüßen beaufsichtigte Sir Roger in unnachahmlicher Weise die Camerata bei jener Musik, die ihm ganz besonders liegt. Joseph Haydns Symphonie Nr. 22 mit ihrem trockenen Witz und ihrer Experimentierfreude verdient wahrlich den Beinamen „Der Philosoph“ und wenn dann noch ein solcher inspirierend vor dem Orchester steht, ohne Partitur übrigens, dann kann nichts schief gehen. Da sitzt jede Phrase perfekt.

Zum Ereignis wurde schließlich das Finale. Die „Achte“, die widerborstigste, schrägste, modernste aller Symphonien Beethovens, geriet zu einem Feuerwerk durch den Raum fliegender Klangraketen. Was auch mit der gewählten Aufstellung zu tun hatte. Denn um die in der Mitte sitzenden Streicher versammelten sich im Halbkreis die stehenden Spielerinnen und Spieler der Blasinstrumente und die Dame am Schlagzeug. Da flogen die musikalischen Bälle nur so durch die Lüfte, ein pointiert ratterndes Karussell der klaren Töne entstand, parodistisch, bärbeißig, erfrischend, unvergesslich! Jubel für den Jubilar, den man hoffentlich noch öfter hierzulande wird erleben können.

Bild: Camerata Salzburg/IMG/Manfred Esser

 

 

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