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Kopfschütteln und Hinternwackeln

ROCKHOUSE / MOTHER’S FINEST

18/11/14 Nur Größen wie Black Sabbath, The Who, Aerosmith oder AC/DC wagten es in einst, ihre Fans von Mother's Finest anheizen zu lassen. Knapp vier Jahrzehnte später sind die Funkrocker längst von der gefährlich guten Vorband zum Headliner mit eigener treuer Anhängerschaft aufgestiegen - die am Montag (17.11) ins Salzburger Rockhouse pilgerte.

Von Christoph Pichler

Dort empfing sie Mother's Finest erst einmal mit einer elektronischen Klangsuppe, in die nach letzten Instrumententests plötzlich der Funk mit einem knallharten Beat, einer trockenen Basslinie und einem donnernden Riff einschlug. Im so mit „Funk-a-Wild“ eröffneten ersten kleinen Liederblock begnügte sich Glenn Murdock noch mit der Rolle als Background- und Harmonie-Sänger und überließ Joyce Kennedy den Platz an vorderster Front zwischen Bassist Jerry Seay und Gitarrist Gary Moore. Die charismatische Sängerin, die mit ihrer rohen, selbst von ihr kaum zu zügelnden Stimmkraft an Tina Turner erinnert, legte sich gleich voll ins Zeug und zeigte gemeinsam mit ihren drei „Gründungsbrüdern“, wie hart man auch weit jenseits der Sechzig noch rocken kann.

Nach drei schweißtreibenden Nummern durfte dann endlich auch Glenn Murdock ran, um mit seinem zwischen James Brown und Stevie Wonder changierenden Organ weitere Facetten im ohnehin enorm weiten Musikkosmos der Band schillern zu lassen. Schon auf ihrer ersten Platte im Jahr 1972 waren Mother's Finest kaum einzuordnen: Viel Funk war da zu hören, aber auch Blues, Soul und Gospel, einige Jazzelemente und viel Rockhärte, die sich im Laufe der Jahre sogar noch Richtung Metal verschärfte.

Auch deshalb ist mittlerweile das Keyboard durch eine zweite Gitarre ersetzt worden, mit der nun John Hayes Altmeister Gary Moore ein wenig Luft für seine Kapriolen lässt. So konnte sich „Mo“ im Rockhouse als großer Ironiker präsentieren, der seine eigenen Saitentricks und Rockstar-Gesten gerne mit kräftigem Augenzwinkern kommentiert und notfalls auch buchstäblich bis zum Umfallen zelebriert.

Auf vergleichsweise leisen Charme setzte hingegen Jerry Seay, der sich vornehmlich darauf konzentrierte, mit Bass und Harmonie-Gesang ein solides Fundament für seine Kollegen zu gießen. So richtig austoben durfte er sich dann erst im einzigen Zugabenblock, in dem er Murdocks und Kennedys Sprössling Dion Murdock am Schlagzeug zum solistischen Duell forderte. Da hatte man die größten Hits längst abgeliefert und dabei etwa „Baby Love“ getreu dem Motto „Head Bangin' And Booty Shakin“ am Ende mit einer schweren Metallsäge zerlegt.

So gaben Mother's Finest in knapp zwei Stunden alles, um im Rockhouse möglichst viel rhythmisches Kopfschütteln und Hinternwackeln auszulösen. Dass sich doch etliche Hartnäckige ihren Motivations- und Verführungskünsten verweigerten, stieß vor allem Joyce Kennedy merkbar sauer auf. Wer mitrocken und mitgrooven wollte, wurde von ihr und ihren Kollegen aber dennoch bis zum bitteren Ende angespornt und feinstens bedient.

Bild: Rockhouse

 

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