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Der musikalische Ex-Papst redet

HINTERGRUND / KIRCHENMUSIK

10/07/15 Dass sich der Ex-Papst, der erste in der Geschichte, öffentlich zu Wort meldet ist sowieso schon eine kleine Sensation. Bemerkenswert, worüber sich Benedikt IV. unlängst in Castel Gandolfo äußerte: die Kirchenmusik.

Der Anlass: Der emeritierte Papst Benedikt XVI. ist die Ehrendoktorwürde der Päpstlichen Krakauer Universität Johannes Paul II. und der Krakauer Musikhochschule verliehen worden. Seine Dankesrede nutzte Benedikt XVI. zu einem Plädoyer für die abendländische Musik und Kirchenmusik.

Die abendländische Musik sei für ihn ein „Wahrheitsbeweis des Christentums“ und „etwas Einzigartiges“, so Benedikt. Es müsse zu denken geben, dass es „Musik von der Größenordnung, wie sie im Raum des christlichen Glaubens entstanden ist - von Palästrina, Bach, Händel, zu Mozart, zu Beethoven und zu Bruckner“, in keinem anderen Kulturraum gebe, sagte der emeritierte Papst. Zwar reiche sie weit über den Bereich des Kirchlichen hinaus. Ihr „innerer Quellort“ sei jedoch die Liturgie. Sie sei als Antwort aus der Begegnung mit Gott in der Liturgie entstanden. „Wo solche Antwort wächst, ist Begegnung mit der Wahrheit mit dem wahren Schöpfer der Welt geschehen.“

Weiter wandte sich der emeritierte Papst in seiner Ansprache gegen Bestrebungen nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65), Chorwerke und Orchestermessen in den Konzertsaal zu verbannen und in der Kirche nur noch zu beten und zu singen. Die Kirchenmusik könne eine „ganz besondere Teilhabe an der heiligen Feier, am Geheimnis des Glaubens“ sein. Deshalb dürfe sie nicht „aus der Liturgie verschwinden“, so der emeritierte Papst. Dies fordere auch das Zweite Vatikanische Konzil. Große Kirchenmusik sei eine „Realität von theologischem Rang und von immerwährender Bedeutung für den Glauben der ganzen Christenheit“.

Derzeit, so Benedikt XVI. weiter, könne man noch nicht wissen, wie es mit „unserer Kultur und mit der Kirchenmusik weitergeht“. Damit spielt Benedikt XVI. darauf an, dass die großen Meisterwerke der Kirchenmusik ja für eine Liturgie geschrieben worden sind, die mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil erheblich modifiziert worden ist. Das Credo einer klassischen Orchestermesse zu singen, widerspricht streng genommen den liturgischen Vorgaben für die katholische Liturgie, in der eben manche Teile dem Volk – und zwar allen Anwesenden – zugewiesen sind. ein Spannungsfeld, in dem sich Kirchenmusiker also seither bewegen. Kirchen wie der Salzburger Dom oder die Franziskanerkirche, wo praktisch jeden Sonntag eine (lateinische) Messe gesungen wird, sind seither eher die Ausnahme.

Benedikt XVI. (Josef Ratzinger) wurzelt selbst in der Kirchenmusikpraxis des süddeutsch-österreichischen Raums. Sein Bruder Georg Ratzinger war über Jahrzehnte Leiter der Regensburger Domspatzen. (Kathpress/dpk)

 

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