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Klassik mit Sahne

KULTURVEREINIGUNG / WIENER SYMPHONIKER / FISCHER / ALTSTAEDT

18/02/16 Was wäre eine musikalische „Weltstadt“ ohne Gastarbeiter? Keiner des klassischen Dreigestirns Haydn, Mozart und Beethoven war gebürtiger Wiener … Daran erinnerten die Wiener Symphoniker unter Ádám Fischer. „Teufelscellist“ Nicolas Altstadt elektrisierte.

Von Horst Reischenböck

Früher konnte man die Uhr danach stellen. Da tourte das offizielle Orchester der Stadt Wien in regelmäßigen Abständen immer wieder im Jänner durch Österreich, mit Abstechern auch nach Salzburg. Die Liste der dabei im Amt gewesenen Dirigenten ist ein internationales „Who's who“ und reicht von Yuri Ahronovich über Semyon Bychkov, Jesus Lopez Cobos, Christoph Eschenbach, Vladimir Fedosejew, János Ferencsik, Rafael Frühbeck de Burgos, Carlo Maria Giulini, Leopold Hager, Eugen Jochum, Erich Leinsdorf, Ferdinand Leitner. Zdenek Macal, Argeo Quadri, Georges Prêtre, Genadij Roschdestwenskij bis zu Wolfgang Sawallisch.

Zurück in die Gegenwart. Anders als bei anderen Orchestern stimmt bei den Wiener Symphonikern nicht der Oboist, sondern der Konzertmeister die Kollegen auf das rechte „a“ ein. Man verbeugte sich am Mittwoch (17. 2.) im Großen Festspielhaus vorerst einmal vor dem Genius loci und spielten dessen erste „Wiener“ Symphonie D-Dur KV 385. Ádám Fischer setzte nach markant aufrüttelndem Einstieg gezielt auf geistvoll unterhaltenden Duktus, bettete subtil die Soli von Oboe und Fagott als Klangtupfer ins verträumte Andante ein. Pulsierend führte das Menuett dann logisch ins gleichfalls aufgedrehte Ende.

Fischer erwarb sich speziellen Ruf als Joseph Haydn-Spezialist. Im gemeinsamen Einsatz mit Nicolas Altstaedt erklang das Cellokonzert Nr. 1 C-Dur Hob. VIIb:1. Ein außergewöhnlicher Könner muss einst Haydn zu diesem Werk angeregt haben. Was Haydn hier an technischem Anspruch in den Solopart verpackte, reicht weit über das damals Übliche hinaus und wurde auch im späteren Schwesterwerk von ihm selber weder erreicht noch gefordert.

Nicolas Altstaedt „schmiss“ sich vorerst geradezu aufmüpfig in den mitunter vom Vorbild Antonio Vivaldi inspirierten Kopfsatz und formte sich aus Motiv-Partikeln eine verspielt-verinnerlichte Kadenz. Ins Adagio schlich er sich berührend ein, um dann mit leichtem Bogen atemberaubend virtuos durch das an Grenzen des noch Ausführbaren ins Prestissimo des Finales zu wirbeln.        

Nach der Pause folgte Ludwig van Beethovens Symphonie Nr. 5 c-Moll-Sinfonie op. 67. Die erste Symphonie in der Musikgeschichte ohne eigentliches Thema im ersten Satz! Die Steigerung ins Siegesbewusstsein spielten die Wiener Symphoniker - nunmehr in größerer Besetzung - zielstrebig aus.

Mit dem von Albert Parlow instrumentierten „Ungarischen Tanz“ Nr. 5 g-Moll von Johannes Brahms bescherten sie den Zuhörern nochmals spezielle Freude. Stürmisch applaudiert, setzten die fünfzig Streicher als „Sahnehäubchen“ mit der deliziös Wienerisch beschwingt musizierten „Pizzikato-Polka“ noch zusätzlich eins drauf. Herz, was willst Du mehr?

Heute Donnerstag (18.2.) und morgen Freitag (19.2.) wiederholen die Wiener Symphoniker unter Ádám Fischer im Großen Festspielhaus dieses Programm – www.kulturvereinigung.com
Bilder: Marco Borggreve

 

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