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Füllhorn an Stimmungen

OSTERFESTSPIELE / KAMMERKONZERT

23/03/16 Sind Osterfestspielbesucher tatsächlich so elitär, dass sie um die Kammermusik - ohne Stars oder Stardirigenten - einen Bogen machen? Oder trauen sie trotz des Namens der  Sopranistin Juliane Banse einer Uraufführung nicht über den Weg? Die Große Aula war am Dienstag (22.3.) jedenfalls kaum halbwegs gut belegt.

Von Horst Reischenböck

Claudio Abbado animierte einst zur Einführung zusätzlicher Kammermusikprogramme während der Osterfestspiele. Ein Zug, auf den auch die Sächsische Staatskapelle Dresden willig aufsprang, als Möglichkeit für ihre Mitglieder, sich auch einmal auf musikalische Abwege zu begeben.

Anders als bei anderen Orchestern rekrutierten sich aus den Reihen der „Dresdner“ bisher noch keine namentlich bekannten Kammermusik-Formationen.

Für Franz Schuberts dramatischen Einzelsatz c-Moll D 703 traten also der Konzertmeister und erste Stimmführer aufs Podium, um sich als auch in diesem Metier aufeinander eingeschworene Gemeinschaft zu präsentieren. Sie spielten die dem Allegro assai innewohnenden Reibungen quasi robust vibrierend untereinander aus - speziell im Gegenüber des Geigers Matthias Wollong und des Cellisten Norbert Anger. Dieser lieferte betonte Akzente und scheute auch nicht davor zurück, in hohen Lagen seinem Instrument konkurrierend raue Töne zu entlocken. Hier dienten Jörg Fassmann, der zweite Geiger, und Sebastian Herberg der Bratscher, eher klangfüllend als Lieferer von Stichworten im Hintergrund. Dafür durften sie sich bei Giuseppe Verdis selten gespielten Streichquartett weit nerviger einbringen: Gedankliche Querverbindung zum „Otello“ entstanden. Die vier Sätze des e-Moll-Streichquartetts sind geradezu ein Paradebeispiel luzider „Italianitá“: geistvoll in ihrem Stimmengeflecht, in einer virtuosen Fuge gipfelnd, die die „finalen“ Lacher im „Falstaff“ gedanklich vorwegzunehmen scheint. Das „Dresdner Quartett“ begeisterte mit Spielwitz und Drive, in den - nach einem vom Primarius insistierend ausgehaltenen Ton - dennoch Beethovens Schickalsmotiv mahnend hinein zu klingen scheint. Eine begeisternder und begeistert angenommener Abschluss der nur 65 Minuten kurzen Programms.

In dessen Zentrum stand zuvor das von Intendant Peter Ruzicka aus Anlass der 400. Wiederkehr des Todestags des Dichters bestellte Auftragswerk „Four Women from Shakespeare“ für Sopran und Ensemble. Das neue Werk wurde unter der Leitung des Komponisten Manfred Trojahn authentisch zur Uraufführung gebracht. Der Geiger Holger Grohs setzte sich dazu ans zweite Pult. Aus den Reihen des Orchesters steuerten Rozália Szabó im Wechsel von Flöte und Altflöte, Robert Oberaigner an Klarinette und Bassklarinette sowie die Harfenistin Astrid von Brück weiter bestimmende Klangfarben bei.

Four Women from Shakespeare“: Fünf Teile in Bogenform, vier Vokalsätze um ein instrumentales Intermezzo herum gruppiert, welches meditativ Nachtstimmungen der Seele spiegelt und die von Mafred Trojahn ausgewählten Textpassagen reflektiert. Die vielfältigen Emotionen wurden von der Sopranistin Juliane Banse differenziert nachgezeichnet. Jugendlicher Überschwang wurde konterkariert etwa von den Visionen der umnachteten Ophelia, Titanias Eifersucht oder - ausufernd im Wahnsinn - von Lady Macbeth. Ideale Möglichkeiten für die Sopransolistin Juliane Banse ihre vokale Ausdruckskraft auszuspielen. Freilich ohne Mitlesen war der Text in der klassischen alten Schlegel/Tieck-Übersetzung nur rudimentär wortverständlich.

Beim Kammerkonzert im zweiten Zyklus der Osterfestspiele am 26. März wird Manfred Trojahns Werk vom Divertimento für Bläserquintett op. 4 von Hanns Eisler und Ludwig van Beethovens Quintett op. 16, mit Herbert Schuch am Klaiver, umrahmt - www.osterfestspiele-salzburg.at
Bild: Osterfestspiele/Wolfgang Lienbacher

 

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