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Großes Worttheater

PFINGSTFESTSPIELE / LESUNG „ANTONIUS UND KLEOPATRA“

27/05/12 Um größte Wirksamkeit zu entfalten, braucht das Theater nicht viel. Gute Schauspieler sind das Wichtigste. Das zeigte sich am Samstag (26.5.) Vormittag, als in einer szenischen Lesung die Tragödie „Antonius und Kleopatra“ von William Shakespeare auf dem Programm der Pfingstfestspiele stand.

Von Werner Thuswaldner

Sunnyi Melles, Sven-Eric Bechtolf, Brigitte Hobmeier und Jens Harzer bildeten ein ideales Ensemble, ihnen bereitete es keine Mühe, nicht bloß einen, sondern hintereinander überzeugend mehrere Charaktere zu interpretieren.

Im Unterschied zur Händel-Oper, „Cesare in Egitto“, am Vorabend im „Haus für Mozart“, da es um denselben Stoff ging, brauchte man hier keinen großen Aufwand, keine Inszenierung, die sich dort phasenweise als Jahrmarktsspektakel für Kinder erwies, keine Raketen und keinen Panzer vom Bundesheer. Das undankbare Publikum im „Haus für Mozart“ ließ sich von diesen Bemühungen ohnehin überhaupt nicht beeindrucken.

Für die Matinee im Landestheater genügten ein schwarzer Vorhang, vier Sessel und vier Lesepulte. Links und rechts beschworen zwei Palmen mediterrane Atmosphäre. Die klug verknappende Fassung für vier Sprecher stammte von dem profilierten Theatermann Wolfgang Wiens, der am 16. Mai gestorben ist, so dass die Matinee zu einer Gedenkveranstaltung für ihn wurde.

Die Vier auf der Bühne schienen ein Vergnügen daran zu haben vorzuführen, dass in dieser Shakespeare-Tragödie glühende Leidenschaft, dass in diesem Spiel zwischen Anziehung und Abstoßung, in das sich zwei Liebende verheddern und das mit einem Doppelselbstmord endet, auch eine ganze Menge an Witz und Ironie stecken. Sunnyi Melles eignete sich die Rolle der Kleopatra mit Temperament und Hingabe an. Das ist eine große Liebende einerseits und eine Furie andrerseits. Das Furiose ist eine Melles-Spezialität. Die Szene, da sie sich bei einem Abgesandten voller Eifersucht detailliert schildern lässt, für welche Frau Antonius sie verlassen hat, wurde zu einem pointierten Kabinettstückchen. Brigitte Hobmeier gab dem Gesandten die entscheidenden gestischen Anweisungen, so dass der sagt, was die ägyptische Königin gerne hören möchte: Die Rivalin ist klein, rundlich und hässlich, so dass die Aussichten, den Geliebten zurück zu gewinnen, sehr gut sind.

Sven-Eric Bechtolf, von dem wohl auch die Vorschläge gekommen sind, dem Text über eine bloße Lesung hinaus zu mehr oder weniger starkem Bühnenleben zu verhelfen, hatte mit ausdrucksstarker Stimme reichlich Gelegenheit, eine Palette von Gefühlsregungen auszuspielen. Dieser Antonius ist Kleopatra verfallen, und sein Verstand sagt ihm, dass er damit einen schweren politischen Fehler begeht. Er möchte ein guter Feldherr und Staatsmann sein. Beides misslingt ihm, weil Kleopatra magische Macht über ihn hat.

So einfach kann gutes Theater sein.

Bilder: PSF / Hans Jörg Michel (1); Peter Rigaud c/o Shotview (1)

 

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