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Rares vom jungen Bruckner

REST DER WELT / MATTIGHOFEN

03/11/10 Im Innviertler Städtchen Mattighofen gibt es eine Konzerttradition in der atmosphärischen  barocken Stiftskirche, die in enger Zusammenarbeit von Lehrern und Studierenden am Mozarteum mit lokalen Institutionen und professionellen Solisten Stücke geistlichen Charakters zu Gehör bringt, die man nicht alle Tage hört.

Von Gottfried Franz Kasparek

Unter Johann Nepomuk della Croces prachtvollen Deckenfresken und vor Thomas Schwanthalers den Hochaltar flankierenden Apostelfürsten erklangen am Sonntag (31.10.) zwei erstaunliche Jugendwerke Anton Bruckners: Günther Firlinger, der anfangs auf der Orgelempore wirkte, ließ ein Nachspiel in d-Moll aus dem Jahr 1846 erschallen, welches in seiner festlichen Wucht bereits wichtige Wesenzüge des erst 22jährigen „Spätentwicklers“ Bruckner zeigt . Was noch fehlt, ist die dramatische Stringenz, im Vergleich zum konzisen „Perger Präludium“ von 1884 und zum bekannten - von Christa Ratzenböck balsamisch gesungenen - „Ave Maria“ für Altsolo und Orgel. Zwischen den raren Orgelwerken des kaum für sein Instrument komponierenden Orgelvirtuosen waren zwei reife Meisterstücke eingefügt. Die Motette „Ecce sacerdos magnus“ ließ mit Pomp und Prunk wahrlich den Hohen Priester einmarschieren, das Adagio aus dem Streichquintett gemahnte an die „Tristan“-Welt. Eine junge Streichergruppe spielte das chorisch unter der akkuraten und einfühlsamen Leitung der jungen Dennis Russel Davies-Schülerin Olga Mikhaleva mit schönem, nicht allzu sattem Ton.

Das Hauptinteresse galt dem Requiem in d-Moll aus dem Jahre 1849, Die Beschäftigung mit der Sakralmusik der Wiener Klassik ist dem Stück sehr deutlich anzumerken, aber immer wieder blitzt eigenständiger, romantisch grundierter Aussagewille auf. Die ganze Partitur ist – wenn man das bei einer Totenmesse sagen darf – von jugendlicher Frische, von einer gewissen naiven Unbekümmertheit, die sich originell mit der noch streng gehandhabten Form verbindet. Das Licht der Auferstehung leuchtet in diesen Noten stets heller als der Tod.

Der Mattighofener Projektchor, aus Amateuren bestehend, schaffte dank der energischen Führung durch die bereits erfahrene Chorleiterin Olga Mikhaleva auch die gar nicht so wenigen (Höhen-)Forderungen des Werks mit Hingabe, das insgesamt homogene Solistenquartett war mit dem Tenor Christian Havel seriös, mit dem aus Linz bestens bekannten jungen Bassbariton Martin Achrainer und mit den beiden Damen geradezu luxuriös besetzt. Eva Leitner, die mit ihrem Studium bei Wolfgang Holzmair in Salzburg gerade fertig geworden ist, beeindruckte mit jubelnden Soprantönen, Christa Ratzenböck sorgte für das Altfundament auf ihre Weise ebenso perfekt wie der nun zur Kleinorgel im Altarraum gewanderte Günther Firlinger. Das junge Orchester agierte sicher und ambitioniert.

Die Akustik in der von eleganter, bereits zum Klassizismus weisender Architektur geprägten Kirche – samt ihrem bunt bemalten, spätgotischen Kreuzgangflügel – ist übrigens besser, als man zunächst denkt. Viel Applaus im voll besetzten Raum.

 

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