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Steuergeld zurück!

SOMMERSZENE 2012

29/06/12 Es ist die letzte von Michael Stolhofer verantwortete Sommerszene: Von 5. bis 15. Juli kommen Künstlerinnen und Künstler, die dreißig Jahre Sommerszene geprägt haben. Außerdem bezahlt die Szene Salzburg diesmal ihr Publikum - zumindest für den Besuch der Eröffungs-Performance. „Holen Sie sich ihr Steuergeld zurück“, lautet die Parole.

Von Heidemarie Klabacher

Wie viel steuert der österreichische Steuerzahler zum zeitgenössischen Kunstschaffen bei? „Die Szene Salzburg macht die Rechnung und lädt die Besucher ein, sich ihren Beitrag am Szene-Budget zurückzuholen“, verlautet die Szene vollmundig. „Das Publikum der Sommerszene kann die Eröffnung gratis besuchen und bekommt überdies den vollen geleisteten Steueranteil erstattet.“

Wie soll das geschehen? Nach der Performance werden Briefkuverts verteilt.  Auf jeden Gast warte am 5. Juli nach der Sommerszene-Eröffnung ein Kuvert mit der Summe, die der Durchschnittsösterreicher „zur Jahresarbeit der Szene Salzburg an Steuermitteln beigetragen hat“, so Michael Stolhofer. Dem Kuvert werde eine genaue Berechnung beiliegen, die Summe wird vorab nicht bekannt gegeben.

Eckhaus wird man sich vermutlich keines bauen können. Vielleicht aber doch? Immerhin fanden alle Produktionen der Sommerszene im Vorjahr bei freiem Eintritt statt, und auch heuer werden für mehrere Veranstaltungen nur Einlasskarten ausgegeben. Hat die Szene - hat „die Kultur“ - neuerdings zuviel Geld? Oder rechnet man mit Beschämungs-Effekt, wenn die repräsentierenden Politiker in Innen sehen werden, wie wenig Groscherl im Sackerl sind?

Das Ganze ist natürlich kein Sozial- sondern ein hoch-kritisches Kunstprojekt. „Mehr Kunstförderung gegen die Verarmung unserer Gesellschaft“ ist der Gedanke dahinter: „In den modernen europäischen Gesellschaften gibt es den Konsens der Förderung zeitgenössischer Kunst durch die Allgemeinheit“, so der scheidende Szene-Intendant Michael Stolhofer. Doch der Profit, den die Gemeinschaft aus den kritischen –  die politische, ökonomische und ästhetische Wirklichkeit hinterfragenden -  Künsten ziehe, dieser Profit werde im Zeitalter des wirtschaftlichen Diktats immer mehr in Frage gestellt: „Kulturfeindlicher Populismus und eine immer geringere Bereitschaft zu kritischem Diskurs tun ein Übriges.“ So also der Hintergedanke des auch nicht wenig populistischen Gegenprojekts.

Die Bedrohung sei real: „Italien, Holland und Ungarn gehen voran in der Abschaffung der Förderung von Frei-, Denk- und Begegnungsräumen der zeitgenössischen Kunst und verringern damit ihre Zukunfts- und Entwicklungsperspektiven.“ Auch in Österreich gebe es Tendenzen, an der falschen Stelle zu sparen „und damit einen wichtigen Teil unserer Identität und Existenz in Frage zu stellen“. Dagegen will die Sommerszene mit „Holen Sie sich Ihr Steuergeld zurück“ ein Zeichen setzen.

Und was muss man sich dafür anschauen? Eröffnet wird die Sommerszene 2012 am Donnerstag 5. Juli um 20.30 Uhr im Republic mit zwei Produktionen: mit der Uraufführung der Szene-Koproduktion „So Blue“ von und mit Louise Lecavalier und Benoit Lachambre und den beiden legendären Duetten „A Few Minutes of Lock“, die zeigen, „was in den 80ern und 90ern auf der Bühne geschah und was längst in einen mythischen Glanz getaucht ist“, so die Szene.

Am Freitag 6. Juli geht es um 21.30 bei freiem Eintritt auf dem Domplatz weiter: Mit „Drumming live“ versprechen die Veranstalter „einen unvergesslichen Abend“ mit der belgischen Choreographin Anna Teresa De Keersmaeker und ihrer Compagnie Rosas: „Zur Komposition ‚Drumming’ von Steve Reich erschaffen die TänzerInnen von Rosas gemeinsam mit den Musikern des Ictus Ensemble ein Bühnenerlebnis unendlicher Kombinationen und Transformationen.“

Sommerszene 2012 von 5. bis 15. Juli – www.sommerszene.net
Bilder: Szene Salzburg

 

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