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Die Lust an der kunstvollen Bewegung

SOMMERSZENE / JEROME BEL

22/06/16 Begeisternder Auftakt: Die Sommerszene begann im „republic“ mit Jerome Bels Programm „Gala“. Über eine Stunde lang wurde in sehr schönen Bildern der Traum von einem besseren Zusammenleben geträumt.

Von Werner Thuswaldner

Über pure Tanzbegeisterung freute sich am Dienstag (21.6.), dem Eröffnungsabend der Sommerszene“ im „republic“ das Publikum. Das ist ein Publikum, das über Tanz Bescheid weiß, denn im Lauf der Jahre hat die Szene das denkbar breiteste Spektrum an Ausdrucksformen nach Salzburg gebracht. Was der französische Choreograph Jerome Bel mit seiner zwanzigköpfigen Kompanie zu bieten hatte, ist hier aber wohl noch nicht zu sehen gewesen.

Zunächst entsteht der Eindruck, als hätte man es mit dem Abschlussabend einer Tanzschule zu tun. Was haben die Studierenden gelernt? Zum Beispiel wie eine Pirouette gestaltet werden soll. Einzeln kommen die Mitwirkenden auf die Bühne und führen es vor. Das Besondere ist, wie die Truppe aus Profis und Laien zusammengewürfelt ist. Viele Salzburger und Salzburgerinnen hatten sich, wie schon zuvor in anderen Städten, wo Jerome Bel gastiert hat, beworben. Gemeinsam ist ihnen die Lust und Hingabe an die Bewegungskunst. Das Alter der Ausgewählten – es reicht vom Kind bis zum Greis – ist genauso unterschiedlich wie die körperliche Konstitution und der Grad ihres „Könnens“. Kann die Spannung bis zum Ende der Pirouette gehalten werden oder misslingt es, die Balance zu wahren? Jeder und jede verdienen den Applaus.

Man lernt ganz schnell, dass die üblichen Kriterien bei Jerome Bel außer Kraft gesetzt sind. Und das Publikum sitzt nicht da, um zu bewerten, wie gut oder wie eher bescheiden den Einzelnen die Details gelingen. Niemand wird bloßgestellt. Niemals besteht Grund, sich über jemand zu erheben. Was sich von Anfang an spontan überträgt, ist die Begeisterung der Performer an dem, was sie tun. Gleichwohl gibt es den deutlichen Unterschied zwischen tänzerischen und akrobatischen Höchstleistungen einerseits und berührender laienhafter Bemühungen andererseits. Beide haben ihren Stellenwert in dieser seltsamen Mischung und gemeinsam ergeben sie ein einmaliges poetisches Gebilde. Jeder und jede kommt einmal an die Reihe, die Kompagnie anzuführen und seine oder ihre ganz besonderen Stärken zu zeigen. Die Rollstuhlfahrerin macht da keine Ausnahme. Nicht zuletzt machen die äußerst geschmackvollen und fantasiereichen mit circensischen und theatralischen Kostüme – Glitzerelemente sind wichtig – aus allen Figuren aus einer anderen Welt.

Das Potpourrie der Ausdrucksformen hat es in sich. Spitzen- und Gesellschaftstanz gehören ebenso dazu wie Twist und Hip-Hop. Alle führen einzeln vor, wie es ausgesehen hat, als Michael Jackson sich im Rückwärtsgang über die Bühne bewegt hat.

Zweite Aufführung heute Mittwoch (22.6.) um 20.30 Uhr im republic – Sommerszene 2016 von 21. Juni bis 2. Juli - www.szene-salzburg.net
Bilder: Sommerszene / Bernhard Müller

 

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