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Basteln, Spielen und Mitfiebern

SOMMERSZENE / HOME SWEET HOME / AURORA

29/06/16 Die Sommerszene bringt das Publikum zum Mitzuspielen. Am Dienstag (28.6.) begannen Kinder und jung gebliebene Erwachsene am fiktiven Salzburg zu basteln. Allessandro Sciarronis „Aurora“ machte den Zuschauerrang dann zur Fantribüne.

Von Thomas Weiss

„Ich brauche noch Wasserfarben, Klebstoff und eine Schere“. Ein kleiner Junge schnappt sich eifrig seine Materialien und eilt zurück an sein gerade erworbenes Grundstück mitsamt Einfamilienhaus und bastelt weiter an seinem persönlichen Platz im fiktiven Salzburg. Dass wenige Augenblicke später sein Vater im Materialienhaus kramt und kurz darauf wieder mit Begeisterung sein Hausboot bemalt, wundert nicht: Man wird zwangsläufig zum Kind: Beim dem vom Künstlerkollektiv Subject to_change entwickelten interaktiven Planspiel „Home Sweet Home“ entsteht in den Kavernen 1595 ein neues buntes Salzburg.

Strahlende Gesichter begrüßen die neuen Mitbürger im Gewölbe der Kavernen 1595. Die Atmosphäre ist angenehm, aber gespannt: Es scheinen alle neugierig drauf zu sein, was in den kommenden Tagen da wohl entstehen wird.

Der Schlüssel für das gewählte Grundstück wird ausgehändigt und nachdem der Platz im utopischen Salzburg gefunden wurde, wird am eigenen Kartonhaus gebaut. Der Postbote huscht mit Briefen durch den Raum, das Stadtradio nimmt Musikwünsche entgegen und am schwarzen Brett hängen die neusten Nachrichten. Es wird nicht nur an einem Salzburg der Zukunft und an seinem persönlichen Häuschen gebaut: Es ist ein Miteinander, ein kreativ und kindlich sein, ein Miteinander, in dem man sich nach einem Blick auf die Uhr nur mehr wundert, dass schon eineinhalb Stunden vergangen sind.

Bis zum Samstag (2.7.) kann an der Kartonstadt immer wieder weitergebaut werden. Als Abschluss trifft sich die ganze Community zu einem Straßenfest, sozusagen um seine neue Nachbarn kennen zu lernen und das „gebastelte“ Salzburg zu bestaunen.

Gespielt wird dann auch am Dienstagabend „neben an“ bei Allessandro Sciarronis „Aurora“ im Republic. Der Saal wurde in ein großes Spielfeld verwandelt, das von zwei gegenüberliegenden überdimensionalen Toren begrenzt wird. Das Publikum füllte am Spielfeldrand die Zuschauertribünen. In der Mitte warteten bereits sechs Athleten auf ihren Einsatz: Gespielt wurde „Goalball“ - eine paraolympische Disziplin für blinde und sehbeeinträchtige Sportler. Nachdem sich die Akteure auf ihren Seiten aufstellten und einander unter einer festlichen Hymne begrüßten, begann ein sportlicher Schlagabtausch.

Es entstand ein leidenschaftlicher Kampf, in dem die beiden Mannschaften versuchten, den zur akustischen Kennzeichnung mit Glocken gefüllten Ball im gegnerischen Tor unterzubringen. Was es braucht, um sich blind zu verständigten, zeigten die Aufführenden mit viel Geschick: schnalzende Zungen, klatschende Hände und das Klopfen an den Torstangen reichten. In den zwei Halbzeiten wurde auch das Publikum durch das allmählich ausgehende Licht gezwungen, das Geschehen nur noch durch Geräusche zu verfolgen. Zur Verzweiflung wurden die Akteure vor allem in der zweiten Halbzeit gebracht: Durch die immer lauter werdende Musik wurde es für diese auch immer schwerer zu hören, was gerade am Spielfeld passierte.

Als Zuschauer sah man ein aufregendes Spiel, das man selbst gerne ausprobieren würde. Auch die Leistungen der Darsteller war bewundernswert: Dass man keinen Kollisionen zu sehen bekam, war den geschickten Bewegungen und der bemerkenswerten akustischen Verständigung zu verdanken. Das Geschehen vermochte aber dennoch nicht so wirklich, die Zuschauer zu einer mitjubelnden „Masse“ zu machen. Das Publikum dankte den Aufführenden ihren schweißtreibenden Auftritt dennoch mit begeistertem Applaus.

Die Sommerszene 2016 dauert bis 2. Juli – www.szene-salzburg.net
Bilder: dpk-Weiss (2); Sommerszene/Bernhard Müller

 

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