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Aus anderen Sphären

FESTSPIELE / HAGEN QUARTETT / ZYKLUS 3-4

23/08/13 In den beiden mittleren aufeinanderfolgenden Abenden innerhalb der zyklischen Aufführung aller Beethoven-Streichquartette schlugen die Hagens grandios einen großen Bogen in der Werkfolge von hinten nach vorne und wieder zurück.

Von Horst Reischenböck

Erster kapitaler Pfeiler dieser weiteren Beethoven-Begegnung der geradezu überirdischen Art war das Streichquartett Nr. 15 a-Moll Quartett op. 132 mit der berühmten  Canzona di ringraziamento inmitten. Es war vermutlich die erste Komposition Beethovens in Bogenform, wurde von der Allgemeinen Musikalischen Zeitung damals als „abermals gross, herrlich, ungewöhnlich, überraschend und originell“ klassifiziert – und etwa von Béla Bartók mehrmals aufgegriffen.

Die Geschwister Lukas, Veronika und Clemens Hagen mit Rainer Schmid am 2. Geigenpult musizieren längst in einer eigenen Liga - in der sie sich selbst und anderen nichts mehr beweisen müssen. Wie vergeistigt, auf welch höchstem Niveau sie musizieren, war nicht erst in den überirdischen Spannungsbögen der Canzona zu erleben, sondern schon vom introvertierten Einstieg in den Kopfsatz an.

Wiegende Walzer-Seligkeit, dazwischen fast weihnachtlich anmutendes Gezwitscher beider Violinen: Ein weiteres funkelndes Juwel war das gezielt ironisch ausgespielte Alla Marcia-Intermezzo, das unverzüglich in finale Leidenschaftlichkeit übergeleitet.

Was sich danach im Publikum an unnötigem, aber offenkundig heuer allgemein üblich gewordenem Fußgetrampel abspielte, bewies leider nur, dass die Botschaft doch nicht überall richtig angekommen war.

Es folgte das Streichquartett Nr. 8 e-Moll-Opus 59 Nr. 2, in dessen anfänglichen Furor die Hagens sich regelrecht „verbissen“. Der langsame „Marsch“ führte danach auf ganz andere Weise in himmlische Höhen. Nur gelegentlich wurde das Ganze durch den Cellisten Clemens Hagen auf die Erde zurückgerufen - mit dem auf die Schicksalssinfonie voraus weisenden  Viernotenrhythmus. Im ersten fünfteiligen Beethoven-Scherzo intonierte Veronika Hagen gezielt sarkastisch das Théme russe. Danach sprengte virtuos die imaginäre „Wilde Jagd“ durch den Saal, an der sich wohl Franz Schubert orientierte.

In größtem Kontrast dazu stand der folgende Abend zunächst mit den Streichquartetten Nr. 3 D-Dur op. 18/3 und Nr. 5 A-Dur op. 18/5: Also Beethovens Joseph Haydn nacheifernder D-Dur-Erstling, gefolgt von dem von Wolfgang Amadé Mozart beeinflussten Schwesterwerk: Belege für schöpferisches Gespür, Konfrontation und Überwindung der Konvention, etwa im „Wienerischen“ Menuett-Trio. Man braucht es kaum hinschreiben: freudvoll gelöst, unbeschwert, heiter und zugleich in den  Wiederholungen in den Klangfarben differenziert ausgereizt war die Wiedergaben.

Nach dieser vollen Stunde folgte noch das ein Vierteljahrhundert später entstandene Streichquartett Nr. 12 Es-Dur op. 127: Welch Unterschied! Welcher Quantensprung! Zuvor eine simple Melodie bis in robusteste Töne hineingetrieben, hier nun ein endlos dünkender Melodiefluss…

Das Hagen Quartett beendet seinen Beethoven-Zyklus im Großen Saal des Mozarteums am 27. und 28. August.
Bild: SFS/Regina Recht
 Zur Besprechung der Abende 1-2 Es muss sein. Rufzeichen

 

 

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