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Der neue Jedermann und seine Buhlschaft

IM PORTRÄT / STEFANIE REINSPERGER, TOBIAS MORETTI

03/11/16 Tobias Moretti wird der neue Jedermann. Das haben die Festspiele heute Donnerstag (3.11.) auf einer Pressekonferenz in Wien bekannt gegeben. Und die neue Buhlschaft ist bei dieser Gelegenheit auch schon publik gemacht worden: Es ist Stefanie Reinsperger.

Nichts diesmal also mit der Festspiel-Kiebitze liebster Beschäftigung, dem Namenfinden in Sachen Buhlschaft. Die Österreicherin Stefanie Reinsperger (geboren 1988 in Baden bei Wien) ist seit Herbst des Vorjahres Ensemblemitglied im Wiener Volkstheater. Sie studierte am Max-Reinhardt-Seminar in Wien, wo sie 2011 den Abschluss machte. Von 2011 bis 2014 war die Schauspielerin Ensemblemitglied am Schauspielhaus Düsseldorf, es folgte eine Saison am Burgtheater Wien.

Besonders oft hat Stefanie Reinsperger mit dem tschechischen Regisseur Dušan David Pařízek zusammen gearbeitet, schon in Düsseldorf, wo sie unter seiner Leitung beispielsweise in der Uraufführung des Stückes Nora³ von Henrik Ibsen/Elfriede Jelinek die Hauptrolle spielte.

Für ihren fulminanten Auftritt in ihrer Wien-Premiere am Burgtheater in „Die lächerliche Finsternis“ - wieder unter der Regie von Dušan David Pařízek) und für ihre Leistung in Die Unverheiratete am Akademietheater unter der Regie von Robert Borgmann wurde sie von der Zeitschrift „Theater Heute“ 2015 sowohl als beste Schauspielerin als auch Nachwuchsschauspielerin des Jahres ausgezeichnet. Im Herbst 2015 wurde sie außerdem als beste Nachwuchsschauspielerin mit einem dem Nestroy-Preis ausgezeichnet. Dafür ist sie auch jetzt gerade wieder nominiert, für ihre Mitwirkung in Handkes „Selbstbezichtigung“ im Volx/Margareten. Auch da war Pařízek der Regisseur. Am Volkstheater war sie in jüngster Zeit etwa in der Rolle der Anna Petrovna in Iwanow (Regie: Victor Bodo) oder als Julia in Romeo und Julia unter der Regie von Philipp Preuss zu sehen.

Auch Film- und Fernsehrollen finden sich in ihrer Biographie, zum Beispiel wirkte sie im ORF-Landkrimi "Drachenjungfrau" mit.

Für den Jedermann wechselt Tobias Moretti die Seiten, denn von 2002 bis 2005 spielte er in der Inszenierung von Christian Stückl bereits in Personalunion den Teufel und den Guten Gesellen. 2005 bis 2009 war er König Ottokar in Martin Kusejs umjubelter Inszenierung von Grillparzers Stück bei den Salzburger Festspielen am Wiener Burgtheater.

2001 spielte Tobias Moretti die Titelrolle in der Botho Strauß-Uraufführung „Pancomedia“ am Schauspielhaus Bochum (Regie: Matthias Hartmann), unter dem gleichen Regisseur (und damaligem Burg-Chef) war er auch als Faust im Burgtheater zu sehen. 2011-2014 spielte er am Bayerischen Staatstheater Friedrich Hofreiter in Schnitzlers „Das weite Land“, 2012-2016 war er der Grenzjäger im „Weibsteufel“, beide Male in Inszenierungen von Martin Kusej.

Tobias Moretti studierte zunächst Musik an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Wien. Nach seiner Theaterausbildung an der Otto Falckenberg Hochschule München wechselte er noch während seines ersten Engagements am Staatstheater Hannover zu Frank Baumbauer ans Residenztheater München. Ab 1986 war er Ensemblemitglied der Münchner Kammerspiele; hier feierte er Erfolge in diversen Titelrollen u.a. in „Troilus und Cressida“, Faßbinders „Katzelmacher“ oder Achternbuschs „Der Frosch“. Nach ersten Gastspielen in Wien debütierte er 1995 am Wiener Burgtheater in Anton Tschechows „Der Heiratsantrag“.

Sogar im Musiktheater war Moretti tätig: So inszenierte er 2009 am Theater an der Wien Haydns „Il mondo della luna“(Dirigent: Nikolaus Harnoncourt). Mit Harnoncourt gab es zuvor bereits zwei Mozart-Produktionen, 2005 Mozarts „Zaide“ im Salzburger Festspielhaus und 2006 am Opernhaus Zürich „La finta giardiniera“.

Fast nicht zu zählen die TV-Serien und Filme. Erinnert sei nur an Morettis Hitler-Darstellung in Heinrich Breloers Doku-Drama „Speer und Er“ oder jüngst „Luis Trenker – Der schmale Grat der Wahrheit“ (Wolfgang Murnberger). Weitere Kinoproduktionen jüngeren Datums: „Io, Don Giovanni“ (Carlos Saura), „Jud Süß – Film ohne Gewissen“ (Oskar Roehler), „Das finstere Tal“ (Andreas Prochaska), „Hirngespinster“ (Christian Bach), „Der Vampir auf der Couch“ (David Rühm) und „Das ewige Leben“ (Wolfgang Murnberger). 2014 erhielt er den Deutschen Filmpreis und im Frühjahr 2015 den Großen Schauspielpreis der Diagonale. 2016 wurde Tobias Moretti „Österreicher des Jahres“ in der Kategorie „Kulturerbe“.

Wer die neue Buhlschaft schon gleich mal im Film kennen lernen will: In dem ORF-Landkrimi „Drachenjungfrau“ (nach dem Buch von Manfred Baumann) spielt sie neben Manuel Rubey als Kommissar Merana eine Polizistin im Salzburgischen. Salzburg-Premiere ist morgen Freitag (4.11.) um 18.30 Uhr in Das Kino – www.daskino.at
Der „Jedermann“ hat bei den Festspielen 2017 am 21. Juli Premiere. Die Inszenierung stammt weiterhin von Brian Mertes und Julian Crouch.
Bilder: Salzburger Festspiele / Calle Fuhr (1), Christian Hartmann (1); ORF (1)
Zum Interview mit Stefanie Reinsberger
Ein Stück mit nicht schwindender Energie

 

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