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Hexe mit Haube

HINTERGRUND / FASCHING

08/11/23 Die Mozart-Stadt hat ja keine so ausgeprägte Faschings-Tradition. Die Mozarts dafür waren vorne mit dabei bei jedem bunten Treiben. Der Fasching beginnt am 11. November und die Stifung Mozarteum prescht voraus mit Faschings-Lustbarkeiten.

Von Heidemarie Klabacher

„Mühde noch von dem gestrigen Masquen Ball, der für Gott, und das Vaterland umsonst ... gehalten wurde, schreibe ich ihnen | und versichre Sie meiner meiner wärmsten Freundschaft. ihre Schwester die kleine Hexe hatte mich fürstlich zum besten: Sie machte ein altes Mütterchen. Sie machte sie so Treflich, das Teufel unter einer so häßlichen Masquen das schönste gesichtg vermuthet hatte...“ Das schrieb der Salzburger Beamte Berhandtsky von Adlersberg in einem „Gruppenbrief“, an dem auch Leopod und Nannerl, sowie weitere Freunde der Familie mit-geschrieben haben.

Die „kleine Hexe“ gibt ihre Sicht der Ereignise in der gleichen Briefschrift vom 5./6. Oktober 1777 zum Besten: „heut also war Redout, um 2 uhr nachmittag erst haben wir billet bekomen, folglich war es zu spät eine gute maske zu machen. ... da ich also keine gute, und saubere maske hätte um mich zu demaskirn. so haben wir nur resolvirt der papa in seinen schwarz duchenen kleid und eine alte maske, und ich mit der alten negligeè hauben, eine weiß leinenen capuschon, und schwarz tafenen salup von der mad:selle eberlin. und dieselbe larven die du gehabt hat. Wir sind bis halb ein uhr geblieben. mich hat lange nieman gekant. deine favorite mademoisell f: b: hat meine savoiarten maske gehabt.“ Soweit Maria Anna Mozart.

„Die gesamte Familie tanzte nächtelang zur Faschingszeit, worüber ihr Briefverkehr lebhaft Aufschluss gibt“, bestätigt die Stiftung Mozarteum. Es ist immer lustiger, sich Briefe der Mozartzeit vorlesen zu lassen (vom wem der's kann, natürlich), als zu versuchen, den Sound der damaligen Sprache beim Still-Lesen mitzudenken. Beim Konzert Faschings-Lustbarkeiten morgen Donnerstag 9.11.) liest der Schauspieler Stefan Wilkening aus solchen Familienbriefen, die die Faschingsbräuche der damaligen Zeit in Salzburg, Wien, Paris, Mailand und Venedig beleuchten. Dazu spielt das Oberton String Octet Tänze, die Mozart für den Wiener Redoutensaal geschrieben hat oder den Musikalischen Spaß, sowie – andere Faschingstraditionen sollen ja auch vorkommen – Tangos von Astor Piazzolla.

Oberton String Octet sind nicht acht buddhistische Mönche, wie man vermuten möchte. Vielmehr handelt es sich um ein 2015 an der Grazer Kunstuniversität gegründetes Kammermusikensemble, das seither mit seinen innovativen Programmgestaltungen und seiner technischen Souveränität weit über Österreich hinaus gefragt ist. Das Debüt-Album der Formation – Slavic Soul – erhielt mehrere Nominierungen. Ihre zweite Einspielung – Tangabile – widmeten sie zu seinem 100. Geburtstag Astor Piazzolla. Ein großes Anliegen ist dem Ensemble die musikalische Bildung Jugendlicher. Es besucht Volksschulen, Gymnasien und Musikschulen, um mit seinem unkomplizierten Zugang das Interesse an klassischer Musik zu wecken. Stefan Wilkening war von 2000 bis 2011 Ensemblemitglied am Bayerischen Staatsschauspiel und ist seither als freier Schauspieler, Sprecher und Moderator tätig. Er zählt zu den prägenden Stimmen Bayerischen Rundfunks, ist auf Hörbüchern für Erwachsene und Kinder zu hören, am Tatort, bei den Rosenheim Cops oder Hubert und Staller zu sehen.

Wer den Nerv aufbringt, folgende Briefstelle wirklich durchzubuchstabieren, wird eine Facette Mozarts kennenlernen, die – so kommt es einem vor – elegant ausgespart wird. Stefan Wilkening wird sie zu gehör bringen: „Ich kan wohl sagen, daß ich ein recht glücklicher und unglücklicher Mensch bin! – unglücklich seit der zeit da ich Euer gnaden so schön frisirt auf dem Ball sah! – den – – meine ganze Ruhe ist nun verloren! – nichts als seufzen und ächzen! – die übrige zeit die ich noch auf dem Ball zubrachte konte ich nichts mehr tanzen – sondern sprang – das soupee war schon bestellt – ich ass nicht – sondern ich frass – die Nacht durch anstatt ruhig und sanft zu schlumern – schlief ich wie ein ratz, und schnarchte wie ein Ber! – und |: ohne mir zu viel darauf einzubilden :| wollte ich fast darauf wetten daß es Euer gnaden à proportion eben auch so gieng! – sie lächeln? – werden roth? – o Ja – ich bin glücklich! – mein glück ist gemacht! – doch ach! wer schlägt mich auf die Achseln? – wer guckt mir in mein schreiben? – auweh, auweh, auweh! – mein Weib! – Nun im Gottes Namen; ich hab sie einmal, und muß sie behalten! was ist zu thun? – ich muß sie loben – und mir einbilden, es seÿ wahr!“

Das jedenfalls schrieb Wolfgang Amadé Mozart an Martha Elisabeth von Waldstätten. Ob die Mozartforschung weiß, ob er Erfolg gehabt hat? An der blumenreichen Anrede dürfte es nicht gescheitert sein:

Allerliebste, Allerbeste, Allerschönste,
Vergoldete, Versilberte und Verzuckerte,
Wertheste und schätzbareste
Gnädige frau
Baronin!

Faschings-Lustbarkeiten – Musik & Wort-Konzert – Donnerstag (9.11.) 19.30 Uhr Wiener Saal – mozarteum.at
Bilder: ISM / Bianca Faltenmeier; Christian Jungwirth; dme.mozarteum.at

 

 

 

 

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