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Eine kleine Oper für die Schwiegermutter

HINTERGRUND / ORPHEUS / OPER

10/11/23 Das nennt man musikalische Ambition: Kaiser Leopold I. (1640-1705) hatte eine spanische Prinzessin geheiratet. Zum Geburtstag von Mariana, der Mutter der jungen Kaiserin Margarita Teresa, schrieb der Habsburger-Kaiser eine als „Entremeses en Musica“ bezeichnete Oper über Orpheus und Euridice.

Von Reinhard Kriechbaum

Dem Kaiser war Musik viel wert. Für seine Hofmusiker gab Leopold I. jedes Jahr eine Summe von 60.000 Gulden aus. In seiner Regierungszeit entstanden vierhundert musikdramatische Werke für den Wiener Hof – man wetteiferte sehr bewusst mit dem gekrönten Kollegen in Versailles. Leopold war wie sein Vater Ferdinand III. nicht nur Musikliebhaber, sondern verstand sich auch aufs Komponieren. Überliefert sind 230 Kompositionen, von kleineren geistlichen Kompositionen und Oratorien über Ballette bis hin zu deutschen Singspielen, aber auch viele geistliche Werke, wie Requiem-Vertonungen, die bei den Bestattungen seiner ersten und dritten Frau sowie bei seinem eigenen Begräbnis aufgeführt wurden.

„Leopold I. machte Wien in der damaligen Zeit mit seinem Musiktheater zum Mittelpunkt von Europa“, erklärt Wolfgang Brunner, der heute Freitag in der in der Frohnburg des Mozarteums Salzburg (Hellbrunner Allee) ein Konzert mit österreichischen Orpheus-Vertonungen vom 17. bis ins 20. Jahrhundert zum besten gibt. Darunter eben jenes heitere Orfeo-Intermezzo, in dem Brunner „einen würdigen Vorläufer von Offenbachs Orpheus in der Unterwelt“ sieht. „Ein witziges und gut komponiertes Stück“, so der Spezialist für Alte Musik.

Sozusagen kaiserliche Hausmusik – im Biedermeier hätte man das eine Salonoper genannt.“ Jedenfalls entsprechen die Geschichte, wie sie hier erzählt wird, kaum den heroischen Ansprüchen eines mythischen Helden, „vielmehr wird lustvoll eine 'verkehrte Welt' zelebriert“.

Leopold I. war vernarrt in die Oper, das Bild im Kunsthistorischen Museum zeigt ihn in einem Bühnenkostüm. Er ernannte Johann Heinrich Schmelzer zum kaiserlichen Hofkapellmeister und holte gegen Ende seiner Regierungszeit Johann Joseph Fux an den Wiener als Hof. Fuchs machte dort dann Karriere, aber unter Leopolds Nachfolger Karl VI., der ebenfalls komponierte. Eine von Leopolds kostspieligsten Unternehmungen war 1668 die Aufführung von Antonio Cestis Il pomo d’oro in einem eigens dafür konstruierten Bühnenhaus. Diese Produktion verschlang 100.000 Gulden, fast den doppelten Betrag des Jahresbudgets des Hoforchesters. Bemerkenswert, dass all das in einer Zeit geschah, da die Türken vor Wien standen und auch sonst mancher Krieg geschlagen wurde.

Der Streifzug durch österreichische Vertonungen des Orpheus-Mythos mit Gesangstudenten des Mozarteums heute Freitag (10.11.) hält auch manch andere Kostbarkeiten bereit: Ausschnitte aus Orfeo ed Euridice von Johann Joseph Fux, dem Orfeo von Christoph Willibald Gluck und Haydns L‘anima des filosofo ossia Orfeo ed Euridice. Und auch etwas aus dem 20. Jahrhundert, eine Szene aus dem dritten Akt der Oper Orpheus und Eurydice von Ernst Krenek, für die Oskar Kokoschka das Libretto geschrieben hat.

Orfeus austriacus, heute Freitag (10.11.) um 18 Uhr in der Frohnburg des Mozarteums Salzburg (Hellbrunner Allee). Eintritt frei – www.moz.ac.at
Bild: Wikimedia

 

 

 

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