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(Fast) alles Walzer

PHILHARMONIE SALZBURG / FUCHS / VLATKOVIC

07/12/23 Am Nikolaus-Tag packten die umtriebige Dirigentin Elisabeth Fuchs und ihre Philharmonie Salzburg den Großen Saal des Mozarteums randvoll mit Romantik: Korngold, Strauss, Dvořák standen auf dem Programm. Das Sahnehäubchen steuerte Spitzen-Hornist Radovan Vlatković bei.

Von Horst Reischenböck

Vorweihnachtlich-winterliche Gefühle lieferte dazu des elfjährigen Erich Wolfgang Korngold Schneemann – eine Ballett-Pantomime im ¾-Takt, in der sich Figuren der Comedia dell’arte auf dem Marktplatz einer österreichischen Kleinstadt tummeln. Wobei die titelgebende Figur die auftretenden Konflikte am Ende nicht überlebt. Nicht nur, weil er schmilzt, wie zeitgleich am Abend die winterlich weiße Decke ob des einsetzenden Regens draußen.

Da das Wunderkind Korngold betreffs Instrumentierung noch nicht firm war, übernahm sein Lehrer Alexander von Zemlinsky die Aufgabe: Die Uraufführung in der k.k. Hofoper in Anwesenheit Kaiser Franz Josephs war ein durchschlagender Erfolg und machte Korngold spontan populär. Kein Wunder bei der Fülle eingänglicher Melodien, die nur rätseln lassen, warum dieses Werk kaum je mehr aufgeführt wird.

Nach diesem wirkungsvoll von der Philharmonie Salzburg gestalteten Auftakt gab’s ein weiteres Jugendwerk – das Hornkonzert Nr. 1 Es-Dur op. 11 von Richard Strauss. Der 18jährige schenkte es „seinem lieben Vater, Herrn Franz Strauss, Königlich-Bayerischer Kammermusiker“ zu dessen 60. Geburtstag. Dieser, selbst auch Komponist, war erklärter Anti-Wagnerianer, seiner offenkundig instrumentalen Qualitäten wegen aber sowohl in München wie für Bayreuth unverzichtbar.

Auf solchem Können fußt auch das vom Sohn dem Solisten zur Ausführung anvertraute Stimmenmaterial der drei thematisch miteinander verbunden und eigentlich nahtlos aneinander gefügten Sätze. Mit ihrem Wechsel von schmetterrnden Fanfaren und lyrisch gesanglicher Melodik ideales Futter für einen Weltklasse-Könner vom Range Radovan Vlatkovićs, der mit traumwandlerisch sicherem Ansatz alle vorgegebenen Hürden virtuos und tonschön meisterte.

In gewisser Weise war’s ja auch ein Heimspiel für den gebürtigen Kroaten, der bei uns schon vor geraumer Zeit seine Zelte aufschlug und auch an der Universität Mozarteum lehrte. Noch vor der Pause mischte er sich für Gioachino Rossinis bereits 1828 geschriebenes immer wieder zündendes Rende-vous de la Chasse als Zugabe ins orchester-eigene Hornquartett.

Den offiziellen Abschluss bildete als Hauptwerk die Sinfonie Nr. 7 d-Moll op. 70 von Antonín Dvořák. Sie, nur weil von Londons  Philharmonic Society bestellt und vom Komponisten in der St. James Hall uraufgeführt, darob unrichtig als „Englische“ bezeichnet. Tatsächlich aber ist es nach der „tschechischen“ Periode Dvořáks dessen „brahmsischste“ Sinfonie, beinflusst von der Dritten des Freundes. Wie Dvořáks an den Verleger Simrock schrieb: „Brahms‘ mir gegenüber geäußerte Worte ‚Ich denke mir Ihre Sinfonie noch ganz anders' sollen nicht Lüge gerstraft werden.“

Das Resultat eine Tragische. Nach bedrohlich düsterem Anfang ist auch das Adagio dramatisch durchsetzt. Nicht im geringsten Maß „scherzend“ der melancholische Walzer an dritter Stelle, der streckenweise an eine böhmische Bauernkapelle erinnert. Und ein fatalistisch sich aufbäumendes Finale, dessen nach Dur gewandte Coda auch irgendwie zwanghaft aufgesetzt keine aufhellenden Ausblicke bewirkt.

All das vermittelte Elisabeth Fuchs der Philharmonie Salzburg gleichermaßen engagiert  und wirkungsvoll. Nach der begeisterten Zustimmung bewirkte der Slawische Tanz C-Dur op. 72/7 als zündender Raussschmeißer dann doch noch ein positives Ende. 

Bild: www.radovanvlatkovic.com
 

 

 

 

 

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