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Die Achte Dvorak und der Bär

10 JAHRE SALZBURGER LANDESJUGENDORCHESTER

28/04/11 Dass die „Achte“ Dvorak daherkommt wie „Peter und der Wolf“, hat die Orchestermitglieder ebenso amüsiert, wie die paar erwachsenen Zuhörer im vormittäglichen Konzert für Schulklassen am Donnerstag (28.4.) im Großen Saal. Am Abend folgte das Jubiläumskonzert des Salzburger Landesjugendorchesters mit dem „vollen Programm“ - nicht weniger musikantisch. Dem festlichen Anlass entsprechend war DrehPunktKultur bei beiden Ereignissen dabei.

Heidemarie Klabacher
Horst Reischenböck

altDie Kinder vormittags waren lebhaft, aber aufmerksam. Nicht wenige „Sub-Dirigenten“ waren am Werk. Vor allem eine filmmusiktaugliche Huldigung der heimatlichen Bergwelt von David Lehner inspirierte zu großen Gesten. Zwei „lebende Komponisten“ hat Norbert Brandauer, der künstlerische Leiter des Salzburger Landesjugendorchesters, den Kindern als Vertreter einer raren Spezies vorgestellt.

Der 1990 geborene David Lehner, der schon viel für die heimatliche Blaskapelle Puch komponiert hat, und im Landesjugendorchester seit vielen Jahren Klarinette spielt, hat dabei weniger Verwunderung erregt, als der 1923 in Budapest geborene Georg Aranyi-Ascher: Der betagte Komponist war ebenfalls anwesend, erzählte den Kindern von dem Traum, der ihn zu seinem „Concertino für Basstuba, Streichorchester und Schlagzeug“ für das Landesjugendorchester inspiriert hat - und hörte sich vormittags die schwungvoll und rhythmisch präzise abgelieferte Kurzfassung mit großem Vergnügen an.

Vor den Ausschnitten aus einem Konzert von Vivaldi hat Brandauer, erfahrener Musikpädagoge, die im Raum stehende Kritik vorweggenommen: „Das ist schon das Salzburger Landesjugendorchester, aber für dieses Stück brauchen wir nur einen Teil der Mitglieder. Es werden dann schon noch mehr werden“.

altDer Auftritt der einzelnen Instrumentengruppen bis zum Tutti wurde denn auch zelebriert und von Norbert Brandauer zu kleinen instrumentenkundlichen Exkursen genutzt. Mit der Viola - „kleiner als das Cello aber größer als die Geige“ - habe man als junger Musiker besonders große Chancen, „in einem Landesjugendorchester zu spielen“. Experten für zeitgenössische Musik wundern sich über fast nichts, aber ein paar hundert unschuldigen Kindern zu erklären „Das hat noch nicht dazugehört. Das war das Stimmen der Instrumente“ - war nett: „Alle Instrumente richten sich nach der Oboe. Das ist ein besonders obertonreiches Instrument.“

Bewundernswert, mit welcher Selbstverständlichkeit, Wendigkeit und Präzision die jungen Musikerinnen und Musiker gruppenweise Themen, Motive und Rhythmen einzeln vorstellten - um in nächsten Augenblick im Zusammenspiel das Tutti erstrahlen zu lassen. Wie hervorragend Norbert Brandauer mit diesem Klangkörper an Klang und Technik arbeitet, wurde auf erfrischende und eindrückliche Weise deutlich. Der spielerisch-leichte Eindruck amVormittag fand denn auch seine Bestätigung am Abend:

altDavid Lehner hat mit „Favourite Mountains“ seine erste große Orchesterkomposition geschrieben. Der Eindruck von "Breitwand-Filmmusik" nach den Auschnitten im Kinderkonzert am Vormittag bestätigte sich in der Wiedergabe des ganzen Werks: Das nach erstem Eindruck von Gipfeleinsamkeit angeregte Potpourri ist mit einer Fülle an Motiven, Themen gesegnet, aus denen Andere abendfüllende Filmmusiken gestalten - kantabel, dazwischen rhythmisch pulsierend, dazu angetan, junge Ausführende und junge Zuhörer spontan zu animieren.

Antonin Dvo?áks rhapsodischer 8. Sinfonie G-Dur op. 88 widmete Norbert Brandauer zum abschließenden Höhepunkt seine volle gestalterische Aufmerksamkeit. Seine animierenden Leitung war geprägt von differenziert Detailarbeit, besonders etwa etwa seitens der Holzbläser. Selbstbewusst die Janitscharen-Klänge im Finale - beredt geformt und lyrisch ausschwingende vor der allerletzten Stretta. Beeindruckend und zu Recht begeisternd!

altDas Salzburger Landesjugendorchester wurde 2001 als Sinfonieorchester für musikinteressierte junge Menschen auf Initiative des Musikpädagogen Helmut Achatz gegründet und debütierte selben Jahr - mit Mozarts g-Moll Symphonie und der „Dritten“ Schubert -  im Großen Saal des Mozarteums. Seither haben die siebzig Orchestermitglieder zwischen 13 und zwanzig Jahren vor 17.700 meist jugendlichen Zuhörern 25 Konzerte gespielt - unter anderem auch zusammen mit Mitgliedern des Mozarteumorchesters. 2007 übernahm Norbert Brandauer, Musiker und Musikvermittler am Musischen Gymnasium und an der Universität Mozarteum, die künstlerische Leitung von Helmut Achatz.

Die jungen Musiker kommen aus dem ganzen Bundesland Salzburg und erhalten ihre Ausbildung an der Universität Mozarteum, am Musikum Salzburg oder durch Privatunterricht. „Das Orchester ist eine Ergänzung dieses Ausbildungsangebotes für zukünftige Orchestermusiker. Es stellt einerseits eine musikalische Herausforderung dar, andererseits muss es dem hohen Niveau der musikalischen Vorbildung und den instrumentalen Fähigkeiten sowie dem wachsenden musikalischen Anspruch gerecht werden“, so Norbert Brandauer. „Ein besonderes Anliegen ist es, jungen Menschen aus dem ländlichen Raum ein Podium für praktische Erfahrungen mit großer Orchesterliteratur und für Konzertauftritte zu geben.“ Inzwischen sei das Landesjugendorchester auch immer wieder „Sprungbrett“ für die Karriere als Musiker in einem Profiorchester.

Bilder: Akzente/LJO

 

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