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Fünf, sechs, sieben

WIENER SAAL / HYPERION ENSEMBLE

28/03/12 In Sextett-Besetzung stoßen Streicher bald an ihre Grenzen, zu klein ist das Originalrepertoire. Dafür bieten sich viele Möglichkeiten, aus dem selbstverordneten Korsett auszubüxen. Das hat das Hyperion Ensemble am Dienstag (27.3.) getan.

Von Horst Reischenböck

Eingangs versicherten sich die seit 15 Jahren miteinander musizierenden Herren des Hyperion-Ensembles für Antonín Dvo?áks G-Dur-Quintett op. 77 der zusätzlichen Mitwirkung des Kontrabassisten Herwig Neugebauer. Er ist der ältere Bruder des zweiten Geigers im Hyperion-Ensemble, Werner Neugebauer.

Dvoraks Quintett, das einzige Kammermusikwerk des Tschechen für diese Besetzung, besticht vorerst durch seine im symphonischen Kopfsatz damit in der Tiefe fast orchestral ausgelotete Klangfülle. Diese erhielt im intimen Ambiente des dicht besetzten Wiener Saals noch mehr an üppig sonorer Schlagkraft. Bis sich dann im Nocturne-haften Poco Andante entsprechend herrlich und auf höchstem Niveau ausgespielte Intimität verbreitete.

Serenadenhafter Charakter eignet auch dem langsamen Satz von Mozarts Quintett B-Dur KV 174: Da hat sich zum Bratschisten Firmian Lermer sein Instrumenten-Kollege Peter Langgartner gesellt. Die beiden sind aus Tagen ihrer beider Mitgliedschaft bei der Camerata Salzburg, damals noch unter Sándor Végh, in verschworener Gemeinschaft miteinander vertraut. Da schlugen dann vor allem die Herzen aller Fans des Genius loci rechtens noch einmal entsprechend höher.

Für manche war’s nach diesen eindreiviertel Stunden allerdings wohl genug oder vielleicht bereits auch zu lange. Dabei sollte nach der Pause erst der tatsächliche Höhepunkt folgen – und der Name Arnold Schönberg sollte nicht abschrecken, gerade nicht, wenn sein Opus 4, „Verklärte Nacht“, angekündigt ist. Die tiefenpsychologisch motivierte Dunkelheit der Seele hat Schönberg hier erstmals als Tondichtung in kammermusikalische Gefilde übertragen. Mit dem Deutschen Cellisten Detlef Mielke in somit originaler Sextett-Fassung wurden die darin enthalten instrumentalen Finessen grandios ausgereizt. Dafür gab es Bravo-Rufe, Standing Ovations und als Zugabe das Moll-getrübte Andante aus Joseph Haydns Sinfonie Hob. I/4, in dem sich Pavel Fischer, lange Jahre Primarius des tschechischen Škampa Quartetts, nochmals traumwandlerisch verströmte.

Bild: www.hyperion-ensemble.com

 

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