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Balkan, Ungarn, Klezmer

CAMERATA SALZBURG / MARTIN GRUBINGER

26/11/12 Standing Ovations – wieder einmal - für Martin Grubinger. Zusammen mit der Camerata Salzburg unter der Leitung von John Axelrod begeisterten am Sonntag (25.11.) im Haus für Mozart aber auch die Pianistinnen Ferhan und Ferzan Önder – und Manuel Hofstätter als weiterer Schlagzeustar.

Von Horst Reischenböck

Am Bahnhof in Wien beginnt der Balkan, hieß es früher einmal. Es ist Martin Grubinger nachzusehen, dass auch er den Begriff etwas weter dachte. Ungarn würde sich wohl dennoch nicht zum „Balkan“ rechnen. Mit Béla Bartók und Zoltán Kodaly standen noch dazu zwei "Klassiker" im Mittelpunkt.

Den Auftakt im Haus für Mozart bildete allerdings Fazil Says musikalische Gratulation zur Geburt des ersten Kindes von Martin Grubinger und Ferzan Önder: Im Vorjahr in Flensburg aus der Taufe gehoben (das Stück, nicht das Baby), gelangten die „Variationen für zwei Klaviere und Schlagzeug“ nun zur österreichischen Erstaufführung. Das Werk führt natürlich in andere Gefilde, erinnert dennoch an Benjamin Brittens „Simple Symphony“, in der der Brite Themen seiner Jugend verarbeitete. Fazil Say erinnerte sich ebenfalls früherer melodischer Notizen, und lässt das Ganze - nach durchaus kraftvollen Akzenten - stimmungsvoll in ein türkisches Wiegenlied ausfließen.

Vor Jahrzehnten begeisterten die Geschwister Güher und Süher Pekinel als Klavierduo aus der Türkei die Welt. Eine Generation jünger nun folgen ihnen Ferhan und Ferzan Önder, die sich mit spielerischer Leichtigkeit in den kapitalsten Brocken des Abends verbissen: in Bela Bartóks zum "Konzert mit Orchester" erweiterte Sonate für zwei Klaviere und Schlagzeug. Dieses Werk wurde übrigens in den frühen 70er-Jahren in Salzburg erstmals von Bartóks Witwe Ditta Pásztory im Großen Festspielhaus vorgestellt.

Hier nun waren die „Gegenspieler“ der so aufmerksam wie engagierte assistierende Dirigent John Axelrod, Grubinger und der zweite Schlagzeuger des Abends, Manuel Hofstätter. Die Kraftakte des Kopfsatzes mit seinen bulgarisch inspirierten vertrackten Rhythmen und das fulminante Finale klingen mit der kleinen Trommel aus: Hat dies Bartók aus Hector Berlioz’ Tanzszene in „Roméo et Juliette“ abgekupfert?

Es folgen Zoltan Kodálys - gleichfalls aus jugendlichen Erinnerungen - gespeiste Tänze aus Galánta, die erst jüngst vom Mozarteumorchester präsentiert wurden. Beides gehört und doch ein Vergleich: schon von der Akustik her ist das Klangbild im Haus für Mozart aufgefächerter. Axelrods ausgeprägt „tänzerische“ Ambitionen wurden von der Camerata in allen instrumentalen Facetten grandios umgesetzt.

Zum offiziellen Schluss eine weitere Premiere mit Avner Dormans „Spices, Perfumes, Toxins!“ Drei nahtlos ineinander übergehende Sätze, die der israelische und nunmehr in den USA lebende Komponist als Konzert für zwei Schlagzeuger und Kammerorchester gesetzt hat: vorerst einmal "stark gewürzt", um dann klanglich zarten Parfumduft zu verbreiten und endlich „giftig“ zu enden. Grandios, was Martin Grubinger und Manuel Hofstätter hier auch rein körperlich leisteten!

Sie ließen es damit noch immer nicht bewenden: Die Zugabe, ein „Concertino“ mit Violine, Cello, Flöte, und Klarinette mit Anklängen an Klezmer leitete aberwitzig-überwältigend in den Csárdás von Monti.

Bild: www.ferhan-ferzan.com / Dirk Enders (1); www.johnaxelrod.com / Stefano Bottesi (1)


 

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