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Frauenpower mit Quotenmännchen

KULTURTAGE / SALUTSALON

28/10/13 Zwei Hände und ein Streichbogen für ein Cello? Manchmal schon, aber nicht unbedingt: Die charmanten Damen von „SalutSalon“ machen sich gelegentlich auch zu viert her über das Instrument. – Zu erleben war’s bei den Salzburger Kulturtagen in der Großen Aula.

Von Reinhard Kriechbaum

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Die Gruppentauglichkeit eines Cellos wird also nachdrücklich bewiesen, auch wenn Bogen-Schrammen und Zusammenstöße zwischen Pizzikato-Fingern nicht ganz auszuschließen sind. Was ganz gewiss nicht ausgeschlossen werden soll: das Vergnügen – und zwar weder auf Seite der Musikerinnen und schon gar nicht auf jener der Zuhörer. Aber wahrscheinlich ist ja das Eine die Voraussetzung fürs Andere: Wenn „SalutSalon“ die Showbühne betritt – und eine solche wurde am Samstag (26.10.) sogar in die Große Aula hinein gebaut – dann wirkt das so, als sei das der vier charmanten Damen genuine Lust-Stätte.

Sie haben sich den Pops verschrieben: zugkräftiger Musik, in tollkühnen Bearbeitungen. Mussorgskys „Nacht auf dem kahlen Berge“ für Klavierquartett? Geht locker. „Danse macabre“ von Saint-Saens? Auch leicht zu machen für die vier Musik-Hexen. Iris Siegfried ist auch eine gute Chansonsängerin, aber singen können sie sowieso alle. Alexander Glasunovs „Chant du ménestrel“ wirkt zum Steinerweichen, wenn die Cellistin Sonja Lena Schmid ihre Pizzikati tröpfeln lässt, die Geigerin Angelika Bachmann ihr Instrument gegen die Singende Säge eintauscht und die Pianistin Anne-Monika von Twardowski ausnahmsweise nicht die Tasten drückt, sondern die Metallzugen einer afrikanischen Zanza. Übringens kippt das Minnesängerlied dann bald in den Tanzrhythmus, zum „Tango pour Claude“.

Eine ungewohnte Präsentationsform von Klassik hierzulande, wo man doch noch eher in den Kategorien E- und U-Musik denkt. „Wurden Sie mitgeschleift ins Konzert?“, fragt eine der Damen keck. So ein Schicksal – das Programm heißt „Nacht des Schicksals“ – kann man locker wegstecken bei „SalutSalon“. Die vier Klassik-Entertainerinnen kommen aus Hamburg, wo es sie aber nicht hält: Der Tourneeplan ist ziemlich dicht, die Marketingmaschinerie läuft, das Gedränge ist dicht um den CD-Verkaufsstand, wo die vier am Ende des Konzerts selbst tätig werden.

Frauenpower also in jeder Hinsicht. Was man für Kapriolen schlagen und trotzdem mit Verve Vivaldi spielen kann, macht schon staunen. Da ist kein Instrument, kein Streichbogen vor Diebstahl gefeit. Eigentlich eine tolle Zirkusnummer, fehlt nur noch ein wenig Jonglage. Nicht übersehen darf man bei all den tönenden Knallbonbons: Die Damen von SalutSalon sind ganz vorzügliche Musikerinnen. In mancher Nummer, die das Clowneske zu streifen scheint, ist man doch verblüfft, wie raffiniert sie den Klang modellieren, wie klangsinnlich da auch musiziert wird.

Das Ensemble SalutSalon versteht es, Seelen für die Musik zu gewinnen – nicht nur mit Liszts Mephisto-Walter. Damit passen sie gut in die „neuen“ Salzburger Kulturtage, denen man ein einnehmendes Facelifting verpasst hat. Jüngst die Musical-Gala mit Uwe Kröger, jetzt Salut-Salon. Dazwischen in den letzten Tagen sozusagen „Hausgemachtes“: etwa das wirkungssichere Magnificat von John Rutter mit dem Chor der Salzburger Kulturvereinigung und dem Halleiner Kammerorchester, ein Abend „Mostly Mozart“ mit Elena und Claudius Tanski als Solisten und der Philharmonie Salzburg, am Sonntag im Dom dann noch Haydns „Schöpfung“ mit der Dommusik. Man ist derzeit mit einem attraktiven Angebots-Mix unterwegs.

Ach ja, auf die Puppe habe ich vergessen. Das Quotenmännchen bei SalutSalon hört auf den Namen Oskar und kommt aus dem Cellokasten. Eigentlich waren sie also zu fünft, als sie sich an einen feurigen Flamenco und die „Danza Finale“ aus einer Cello-Solosuite von Cassado machten.

Die nächsten Termine der Salzburger Kulturtage: hwww.kulturvereinigung.com
Bild: www.salutsalon.de

 

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