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Ein Mozart des 20. Jahrhunderts

MOZARTEUMORCHESTER / JOS VAN IMMERSEEL

14/03/14 Triumph für Jos van Immerseel als Gastdirigent und Duo-Partner von Claire Chevalier im 5. Abonnementkonzert des Mozarteumorchesters mit Poulencs Doppelkonzert und der d-Moll-Symphonie von César Franck.

Von Horst Reischenböck

146So mochte Wolfgang Amadé 200 Jahre später komponiert haben: verspielt (wie bei ihm nicht ungewöhnlich), witzig und ironisch (auch das nicht selten). Im Mittelsatz, der ähnlich Ravel Salzburgs Genius loci modern verfremdend huldigt, auch verträumt. In den elektrisierenden Ecksätzen, die ein Kompendium von Satie bis Strawinsky ausbreiten, vor allem aber virtuos fordernd. Aus diesen Ingredenzien formte Francis Poulenc in den dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts sein d-Moll-Konzert für 2 Klaviere und Orchester.

Poulenc war selbst ein veritabler Pianist, Lieblingsschüler des berühmten Katalanen Ricardo Viñes, der zahlreiche Werke Debussys, Ravels, Albéniz’ oder de Fallas aus der Taufe gehoben hat. Der Komponist selbst nahm noch in späten Jahren mit seinem Uraufführungspartner Jacques Février sein Doppelkonzert auf, das mittlerweile leider nur alle heiligen Zeiten zu erleben ist. In unseren Breitengraden sowieso. Warum nur?

Jos van Immerseel hat sich nicht nur als veritabler Mozart-Interpret einen Namen gemacht, sondern auch mit seinem in Brügge beheimatet auf Originalinstrumenten musizierendem Anima Aeterna Orchester Literatur von Borodin, Liszt, Rimski-Korsakow und Ravel erkundet. Letztere zusammen mit Claire Chevalier, die auch im jüngsten Donnerstag-Konzert (13.3.) des Mozarteumorchesters seine „eingespielte“ Partnerin war - ohne gegenseitigen 147Sichtkontakt Rücken an Rücken sitzend. Die beiden Steinwayflügel waren also bewusst nicht miteinander verschränkt. So erzielte man ein homogenes, gleichwohl auch differenzierter zu erlebendes Klangbild. Die Assistenz des Mozarteumorchesters, das in den Dialogen mit den Solisten durch seinen flexibel agierenden Konzertmeister Markus Tomasi angeführt wurde, hatte guten Anteil an dieser plastischen Wirkung.

Der Abend folgte in gewisser Weise dem Motto „Französisches aus belgischer Sicht“ und begann subtil ausgeformt mit den vier Miniaturen, die Gabriel Fauré aus seiner Bühnenmusik zu „Pelléas et Mélisande“ zog. Entsprechend zart in den Valeurs der Holzbläser zu Harfenklängen. Klar, dass der Beifall nach dem bewegenden Trauermarsch auf Mélisandes Tod zum Schluss zögerlich anhub.

Nach César Francks Sinfonie in gleichfalls d-Moll FWV 48 ist er umso nachhaltiger ausgefallen. Dieses Werk ist des eigentlich aus Belgien stammenden Wahlfranzosen ein ziger Beitrag zur Gattung (ähnlich den Kollegen Chausson, Dukas oder Magnard). Jos van Immerseel ging es mit zweckdienlichen dirigentischen Anweisungen nicht um ausufernde über-romantisierende Befrachtung. Entsprechend der historisch nachgewiesen, noch über die Zeit um 1900 gepflegter Ausführung hielt der Dirigent die Streicher zu mehrheitlich vibratolosem Spiel an, widmete sich hingebungsvoll formulierend den erneut leuchtend gestalteten Holzbläserregistern. War doch das ureigenste Medium des gleichsam leitmotivisch durch Wagner beeinflussten „französischen Bruckners“ César Franck die Orgel. Die Steigerungswellen krönten strahlende, zugleich aber gezügelt die Akustik nie überfordernde Blechklänge. Begeistert angenommen, wurde der Gast am Dirigentenpult mit einer Flasche Rotwein bedankt – es müssen ja nicht immer Blumen sein.

Bilder: animaeterna.be / Patrick de Spiegelaere

 

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