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Ein Jubilar beschenkt sich selbst

SOMMERAKADEMIE / PETER GÜLKE

25/07/14 Er wollte die Veranstaltung nicht als „Konzert für sich“, sondern für Ausführende und Hörer verstanden wissen: Peter Gülke zu Ehren, 80 Jahre jung und zehn Jahre lang Leiter der (heuer ausgesetzten) Dirigentenklasse an der Internationalen Sommerakademie.

Von Horst Reischenböck

Sie haben ihn dennoch dazu überredet, auch dieses Jahr hier in Salzburg Ausgewählte zu unterrichten: seine ehemaligen Studenten Carlos Chamorro und Silvia Spinnato. Sie teilten sich mit ihm das Dirigentenpult vor dem von ihnen gegründeten Orchester Musicacosi, am Mittwoch (23.7.) Vormittag im Solitär. Vorerst gab’s süffige Streicherkantilenen in Antonín Dvořaks E-Dur-Serenade op. 22, dann in üppigen Sound das „Siegfried“-Idyll von Richard Wagner, in dem nur der Hornruf irritierte.

Für Peter Gülke – den „studiertesten“ aller deutscher Dirigenten, denn neben seiner pädagogischen Tätigkeit ist er auch ein anerkannter Musikwissenschafter – hielt Rektor Reinhart von Gutzeit die Laudatio. Er sprach Mozart an und den berühmten Ausspruch Joseph Haydns: „Ihr Sohn … hat über das die größte Compositionswissenschaft.“ Damals gab es eben noch nicht die Trennung zwischen Praxis und Theorie gab. Gülke ist auch einer, der die beiden Pole zusammenbringt.

Peter Gülke stammt aus Weimar. In seiner Vaterstadt gehe er, der auch Germanistik studierte, oft zu Goethes Gartenhaus, um dort dessen Gedichte zu rezitieren. In Salzburg steht er nach eigener Aussage gerne vor Mozarts Geburtshaus, im Bewusstsein des Glücks, dass dieser zu einer Zeit überlebte, in der mehr als die Hälfte aller Kinder noch starben. Auch in der Hoffnung, Salzburg in Zukunft nicht „auskratzen“ zu müssen. Dieses Glück vermittelte er am Mittwoch (23.7.) Vormittag sowohl den jungen Musikerinnen und Musikern wie auch dem Auditorium an Hand des Genius loci letzter C-Dur-Sinfonie KV 551, die nach Nikolaus Harnoncourt nicht nach dem lüsternen „Jupiter“, sondern, wenn schon, dann eigentlich „Apollo“ betitelt werden sollte.

Mit Harnoncourt ist sich übrigens Gülke hinsichtlich der drei letzten Symphonien in vielen Punkten einig – und eine gewisse Wechselbeziehung eignete auch Gülkes unprätentiöser, doch zugleich zupackend dramatischer Sicht. Nur als Beispiel seien genannt die harsch kurz gesetzten maskulinen Akzenten, die der Lyrik des Andante cantabile gegenüberstehen, oder die besonders deutlich artikuliert ausgedehnt quer liegenden Harmonien der Holzbläser: von Gülke explizit in immer schmerzlicher emotionale Gefilde übergeführt und durch das Kammerorchester hingebungsvoll umgesetzt.

In der Summe ein Fest, wie er es sich wohl selbst nicht schöner gestalten hätte können, und entsprechend lebhaft bedankt.

Bild: Ernst von Siemens Musikstiftung / Manu Theobald

 

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