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Ungerechtfertigt, jedoch völlig legitim

DIALOGE / FILMPROGRAMM

03/12/14 Alternative Festivals neigen dazu nach einiger Zeit „klassisch“ zu werden. Dafür, dass die „Dialoge“ – das Alternative Festival der Stiftung Mozarteum – den Reiz des Neuen bewahren, sorgen immer wieder Überraschungen im Rahmenprogramm.

Von Heidemarie Klabacher

Die Reihe „Orgel+Film“ - live-Orgelmusik zum Stummfilm - ist in den letzten paar Jahren weniger „klassisch“, als geradezu „kultig“ geworden. Film gibt es auch bei den Dialogen zum Thema „Wort“, die heute Mittwoch (3.12.) mit Gespräch und Konzert beginnen.

So wird am Donnerstag (4.12.) vormittags um 11 Uhr in der Mozart Ton- und Filmsammlung der Film „Aventures/Nouvelles Aventures“ vorgeführt: In dieser Fernseh-Illustration aus dem Jahr 1971 in der Regie von Klaus Lindemann spielt das Ensemble „Die Reihe“ unter der Leitung von Friedrich Cerha die gleichnamigen Werke von György Ligeti aus 1962 bis 1965. Eine perfekte Nachlese: Denn die „Aventures/Nouvelles Aventures“ stehen im Zentrum des Eröffnungsabends heute Mittwoch (3.12.), o sie vom Ensemble Musikfabrik unter der Leitung von Maxime Pascal „live“ auf dem Programm stehen. Folkert Uhde hat für diese Aufführung im Großen Saal eine musikalisch-dramatische Aktion“ in 14 Bildern konzipiert.

Der Komponist hätte wohl kaum etwas dagegen einzuwenden: „Gewiss kann man Stücke wie ‚Aventures & Nouvelles Aventures‘ als in sich geschlossene, reine Musik konzertant, ohne szenische Ergänzung spielen. Doch erscheint mir, subjektiv betrachtet, eine Transposition gerade dieser Stücke auf die Bühne nicht überflüssig“, wird György Ligeti im Programmbuch der Dialoge „Wort“ zitiert: „Die szenische Realisation der ‚Aventures & Nouvelles Aventures‘ ist also nicht notwendig, als geistiger Luxus aber möglich und somit objektiv ungerechtfertigt, subjektiv jedoch völlig legitim.“

Doch zurück auf die Leinwad: Am Freitag (5.12.) steht um 15 Uhr ebenfalls in der Mozart Ton- und Filmsammlung im Mozart-Wohnhaus der Film „All Clouds are Clocks“ – wiederum bei freiem Eintritt – auf dem Programm. Auch in dieser BBC Dokumentation aus dem Jahr 1976 in der Regie von Leslie Megahey geht es um die Musik von György Ligeti.

Abends heben die Dialoge dann endgültig ab: Der Große Saal des Mozarteums wird um 22 Uhr die Abschuss-Basis zu Stanley Kubricks „2001 Odyssee im Weltraum“, den legendären Science-Fiction-Klassiker aus dem Jahr 1968, für dessen Soundtrack (neben Richard Strauss oder Aram Chatschaturyan) niemand geringerer zeichnet als György Ligeti.

Anschaulich und bildhaft beschreibt Florian Oberhummer im Programmbuch-Text den Einsatz der Musik Ligetis in Kubricks Meisterwer: Überhaupt beginnt „2001“ mit knapp drei Minuten aus Ligetis 1961 entstandenen „Atmosphères“ in völligem Dunkel. Die Orchester-Cluster, die sich lange Zeit kaum in eine harmonische Richtung bewegen, sondern nur unheimlich im Raum ausbreiten, ziehen den Betrachter sofort in ihren Bann. Gleichzeitig lässt Kubrick, dank völligen Verzichts auf optische „Ablenkung“, der Musik ungeheure Aufmerksamkeit zuteil werden – ein singuläres Hör-Ereignis. Ligeti ist es auch, der den entscheidenden Kontrast zur Leichtigkeit der Walzer-Szenen im Weltall bildet. Sein Lux Aeterna untermalt den Flug einer insektenähnlichen Raumfähre zur Mondstation Clavius, wo der Forscher Dr. Floyd den hier wiederkehrenden Monolithen untersuchen soll. Die Klänge der 16-stimmigen Chorkomposition haben etwas Schwereloses, doch auch sehr Geheimnisvolles.“

Am Sonntag (7.12.) gibt es noch einen Film bei den Dialogen, wieder um 11 Uhr bei freiem Eintritt Mozart Ton- und Filmsammlung: „Wenn die Zahnräder Menschen sind - György Ligetis Klavierkonzert“ heißt diese Produktion mit Pierre Laurent Aimard, Pierre Boulez und dem ensemble intercontemporain aus 1996 in der Regie von Hanne Kaisik und Uli Aumüller.

Die Dialoge Thema Wort von 2. bis 7. Dezember - www.mozarteum.at
Bilder: ISM/Fred Eerdekens

 

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