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Sause und Brause

FESTIVAL DIALOGE / ENSEMBLE MUSIKFABRIK

04/12/14 Wenn es ums Wort, um den gesungenen Text geht: Da kommen György Ligetis „Aventures“ und seine „Nouvelles Aventures“ gerade recht. Ein Klassiker, von dem sich das Publikum gerne fangen lässt. Aber auch Peter Eötvös, heuer Composer in residence bei den „Dialogen“, ist alles andere als ein Spaßverderber.

Von Reinhard Kriechbaum

Bei Eötvös hat die Stiftung Mozarteum fürs Konzert am Mittwoch (4.12.) ein Werk in Auftrag gegeben. Auch in den „Dialogen“ soll Mozart, ein wenig wenigstens, am Wort sein, und drum hat Eötvös Motive aus Mozart-Fragmenten hergenommen. Der Titel „da capo“ umschreibt den Bau des halbstündigen Divertissements: Neun Mal ein Neubeginn, mit immer neuen Anspielungen auf die Musikgeschichte, bis hin zu einem schmissig-jazzelnden Finalfurioso.

Peter Eötvös versteht sich blendend aufs Instrumentieren. Er setzt auf den Ohrenkitzel durch Klangfarben in Extremlagen. Da dürfen schon mal Posaune und Basstuba über Geigen und Piccoloflöte herfallen. Immer noch quicklebendige Postmoderne oder ein Aufguss mit Sprudelwasser? Wie auch immer, ein Hör-Spaß allemal. Maxime Pascal, im vorigen Sommer bei den Festspielen Gewinner des Young Conductors Award, war der temperamentvolle Anführer des „Ensemble MusikFabrik“: eine halbe Stunde Sause und Brause.

Ob „da capo“, das so gegenwärtig wirkt, Zukunft hat, wird sich weisen. György Ligetis „Aventures“ und „Nouvelles Aventures“ haben nach einem halben Jahrhundert das musikhistorische Gütesiegel längst erhalten. Drei Sänger (Sarah Maria Sun, Sopran, Kai Wessel, Altus, Omar Ebrahim, Bariton) in großer Fahrt. Ligeti schickt seine Vokalisten jenseits herkömmlicher Semantik in semiszenische Wortwechsel, lässt sie Minidramen aufführen, sich untereinander duellieren, mit den Instrumenten streiten und sich wieder zusammenraufen. Große Gesten, optisch wie musikalisch, aber auch akkurat getroffene Beruhigungen, konzentriert Hintergründiges: Es war eine Wiedergabe, die so recht vermittelt hat, warum sich die Abenteuerlust für Ligeti ind für diese beiden Stücke immer aufs Neue lohnt.

Bei allem Respekt vor Peter Eötvös: Sein eine Generation älterer Landsmann Ligeti hatte doch deutlich vernehmbarere Tiefenschichten anzubieten. Eötvös‘ „Natasha“, mit dem der Abend im Großen Saal des Mozarteums begonnen hat, kommt turbomäßig, überrumpelnd daher. Eigentlich ist diese Kammermusik für drei Instrumente und Countertenor gedacht. Bei den Dialogen wurde eine Instrumentalfassung mit Doppelschalltrichtertrompete aus der Taufe gehoben. Das hat mächtig geschmettert – und so ein Instrument mit zwei Mündungsöffnungen kriegt man ja auch nicht alle Tage vor Augen und Ohren.

Alles also sehr witzig, klangsinnlich, offensiv-unterhaltend.

Aber der echte Mozart! Das B-Dur-Trio für Klavier, Violine und Violoncello KV 502 ist Musik! Das Meisterwerk wäre in einer Programmfolge, die der Rhetorik in der Musik nachspürt, eigentlich bestens am Platz. Aber wenn das Klavier so vorlaut knallt und es der Geige an Selbstbewusstsein fehlt, dann wird nichts draus. Die Stiftung muss man loben, weil sie viel Aufwand betreibt für die „Dialoge“ (das reicht bis zur Lichtregie, die es sogar aus der Orgel gelegentlich grün leuchten ließ). Es wäre nicht drauf angekommen, für dieses Trio Leute aufs Podium zu setzen, die ernsthaft etwas zu Mozart zu sagen haben.

Heute Donnerstag (4.12.) bei den „Dialogen“: die Uraufführung des neuen Programms von Franui, „Tanz Boden Stücke (mit Wortansagen)“ um 19.30 Uhr im Großen Saal des Mozarteums – www.mozarteum.at

 

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