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In Klang verwandelte Sehnsuchtsträume

MOZARTEUMORCHESTER / SONNTAGSMATINEE

19/01/15 Ein betörendes Flötensolo in flirrender Chromatik leitet Claude Debussys L'Aprés-midi d'un Faune ein. Filigrane Transparenz und delikate Klangmalerei verlieh das Mozarteumorchester diesem Pastellfarbenstück, das ohne Blechbläser auskommt, aber mit zwei „Cymbales antiques“ die Klangpalette reizvoll anreichert.

Von Elisabeth Aumiller

Die dritte Sonntagsmatinee des Mozarteumorchesters entführte in musikalische Traumszenarien von Debussy, Wagner und Berlioz. Der Dirigent Thierry Fischer legte am Sonntag (18.1.) im Großen Festspielhaus Wert auf sensibles Musizieren. Und die Musiker brachten den Zauber der Stimmung nicht nur zum Glänzen, sondern dem Zuhörer direkt ins Gemüt.

Ein Gedicht von Stéphane Mallarmé inspirierte Debussy zum Traum eines aus dem Mittagsschlaf erwachten Fauns. Nicht als Programmmusik war diese Träumerei vom Komponisten gedacht, sondern als Stimmungsbild zur Einleitung in die Dichtung: Die Fantasie sollte angeregt werden. Die Pariser Uraufführung fand 1894 statt und als ein seltener Fall bei musikalischen Vertonungen war auch der Dichter von Debussys Musik begeistert: „Wunderbar ist Ihre Illustration des 'Après-midi d'un faune', die keine Unstimmigkeit zu meinem Text zeigt.“

Herzstück des Programms bei der Sonntagsmatinee waren Richard Wagners Wesendonck-Lieder: Wagner hat fünf Gedichte von Mathilde Wesendonck vertont, während er bei ihr und ihrem Gatten Otto Wesendonck in der Villa am „grünen Hügel“ am Zürichsee Zuflucht gefunden hatte. Zwischen Mathilde und Wagner entspann sich eine Beziehung, die bald über bloße Freundschaft hinausging und deren träumerische Sehnsüchte in den dichterischen Worten ebenso wie in Wagners Vertonung Zeugnis finden.

Ursprünglich für Singstimme und Klavier konzipiert, war dann später von Felix Mottl eine von Wagner autorisierte Fassung für großes Orchester erstellt worden. 1977 hat Hans Werner Henze das Wagnerorchester auf kammermusikalisches Niveau reduziert, um der Gesangsstimme zum Primat zu verhelfen, die oft in den Orchesterfluten zu versinken droht. Diese Fassung war für Angelika Kirchschlagers lyrischen Mezzo die angemessene sängerfreundliche Version mit durchsichtigem orchestralem Farbenspiel und vielschichtigen Facetten.

Die Salzburgerin Angelika Kirchschlager, die mit ihrem schönen Mezzo Weltkarriere gemacht hat, ging hier ganz als Liedersängerin ans Werk und punktete mit ihrer Bühnenpräsenz und Ausstrahlung. Thierry Fischer und die Musiker trugen sie sozusagen auf Händen und ließen der Sängerin uneingeschränkten Vortritt. Somit konnte sie sich liedhafte Piani, reduzierte Klangentfaltung bis zur Parlandotongebung leisten, ohne von der kleineren Orchesterbesetzung zugedeckt zu werden.

Zwischen den höheren und tiefen Lagen gab es allerdings eine Zäsur was Klangprägnanz und Textverständlichkeit betraf. In den Höhen ließ sie die Stimme gut artikuliert und verständlich aufblühen, in der schwach klingenden Tiefe war kein einziges Wort zu verstehen.

Hauptwerk des Vormittags - in Bezug auf Umfang und orchestrale Brillanz - war Hecotr Berlioz' „Symphonie fantastique“ op.14. Auch in diesem Werk nimmt Thematisches aus der Vita des Komponisten klingende Gestalt an. Mit „Träumereien, Leidenschaften, Ein Ball, Szene auf dem Lande, Gang zum Hochgericht und Traum eines Hexensabbats“ thematisierte Berlioz als seine Beziehung zu seiner Jugendliebe und ersten Frau.

Thierry Fischer dirigierte mit klarer Zeichengebung, spannendem Einsatz und energiegeladenem Impetus. Von anfänglicher Zartheit und träumerisch verzauberndem Klangschimmer, vor allem in den suggestiven Englischhornsoli, steigerten sich Fülle und brillierendes Klingen bis zum opulenten Hexenfinale. Glanzvoll auch die Flöten, Klarinetten und Hörner sowie die gesamte Palette in   stetiger Steigerung des instrumentalen Ausdrucks. - Jubel und Begeisterung.

Bilder: dpk-aumiller

 

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