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Spielerisch genial, genial spielerisch

STIFTUNG MOZARTEUM / FRANUI

13/05/15 Wenn die Musicbanda Franui kommt, geht ein Raunen durch die eingeschworene Fangemeinde: großartig, außergewöhnlich, phantastisch sind Attribute, die dem Ensemble vorauseilen. In einem Stiftungskonzert im Großen Saal war Franui wieder einmal in Salzburg zu hören. Der gute Ruf hat sich einmal mehr bestätigt.

Von Christiane Keckeis

Was Franui (aus)macht, das ist das Spiel. Ein Spiel mit dem Fremden. Ein Spiel mit dem Eigenen. Nicht immer leicht, durchaus ernsthaft, manchmal frivol, mutig allemal. Ein Spiel, dass alles auf den Kopf stellt, neue Blickwinkel zeigt: Das Vertraute wird fremd, das Fremde plötzlich vertraut. Ein Spiel mit den Stilen, mit der Besetzung, mit der Sprache. Intelligent, ja, aber dann auch emotional, manchmal genial. Ein Erlebnis mit Kopf, Herz und Sinnen. Und dabei machen sie eigentlich nur Musik, eingebettet in fein geführter kabarettistische Moderation. Mitreißend.

„Album für R.S.“ heißt das Programm. Robert Schumann steht im Mittelpunkt. Einer, der sich fremd fühlte in der irren Welt, die seinen Zeitgenossen so vertraut schien. Franui nimmt sich seiner an, verknüpft seine Kompositionen, liest sie neu – und zwischen der Ouvertüre „Ein Jüngling“, die gleich fünf Schumannsche Werke zitiert und verbindet, über den Trauermarsch aus Schumanns Klavierquintett mit dem bezeichnenden Titel „Null Rest“ (Keine Ruhe), über Schumanns mysteriöse Geistervariationen, über Schlaf, Kindlein schlaf bis hin zur Schlussmusik spannt sich der unruhige Lebensbogen. Zwischen grabesschwerer Traurigkeit und innigster Schönheit. Fremd und eigen – und doch nah und vertraut.

Allein die bekannte Besetzung der Musicbanda Franui genügt schon für ein Verfremdungselement. Tuba, Kontrabass, Akkordeon, Posaune, Hackbrett, Saxophon, Harfe, Klarinette, Violine, Trompete – ein wilder Haufen. Aber: Es klingt. Und jeder und jede kommt zum Zug. Die Kompositeure Markus Kraler und Andreas Schett legen Wert auf feinst ausgeklügelte Instrumentierung, manchmal schlichtweg genial – und unglaublich. Fremd. Vertraut. Bläsersätze von samtiger Dichte, schmissige Jazzeinlagen, ja, toll das kennt man.

Bassklarinette mit traurig lyrischen Linien, konterkariert vom scheppernden Xylophon: das wirkt schaurig schön. Oder: ganz innig musizieren Harfe, Kontrabass im Pizzicato und Bassklarinette, bis Violine und Klarinette die Intimität brechen. Klangzaubermomente wie aus einer anderen Welt im Kontrast zu scheinbar Altbekanntem. Und das immer wieder: grad noch ein Schmunzeln über einen Witz und dann schwupps wird man gezogen in emotionale Tiefen, schier unendlich, um – hoppla – im nächsten Moment wieder in skurilsten Stimmungen voller seltsamer Bilder zu landen. Eine abenteuerliche Reise.

Dass alle Musizierenden hochkarätige Ausnahmemusiker sind, dass das scheinbar so leichte zum Teil verflixt schwer ist und trotzdem nahezu perfekt daher kommt, dass sie nicht nur ihren Instrumenten alle gewünschten Klangfarben entlocken, sondern auch beim Singen stimmlich im harmonischen Einklang sind, dass an Andreas Schett ein Kabarettist verloren gegangen ist – all das ist das I-Tüpfelchen einer wunder-vollen Gesamtvorstellung, die ein heiteres, bewegtes, berührtes Publikum entlässt, dass begeisterten Applaus spendet (und mit Zugaben reich belohnt wird). Jo – danksche (O-Ton), Franui!

Bild: Reiner Pfister

 

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