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Gott und seine vielen Buchstaben

HOFHAYMER GESELLSCHAFT

15/05/15 Im Konzert der Hofhaymer Gesellschaft in der Christuskirche am Mittwoch (13.5.) fügten sich modernes Klangspiel, Kirchenglocken, mittelalterliche Mystik und Renaissancemusik stimmungsvoll zusammen. Alte und neue Musik, nach bewährtem Muster, doch immer wieder spannend und erhellend.

Von Paul Kornbeck

Bernhard Gàl sieht sich selbst vor allem als Klangkünstler, als „Klang-Begeisterter“. In seiner neuen Komposition „Un-Un / ununtitled“ hat er diverse Gottesnamen wie God, Allah, Jesus oder Krishna in ihre Bestandteile zerlegt, in Konsonanten und Vokale. Zu Beginn dominiert gehauchtes und gesummter „u“. Gàls kleinen Söhnen abgelauschte Töne kommen dazu, denn die sind für ihn „sowieso die göttlichsten Wesen auf Erden“. Liebenswert ist das – und ein Schelm ist, wer dabei an die „Sinfonia domestica“ denkt. Gegen Ende machte sich bei der Uraufführung sozusagen Gott selber bemerkbar, denn das 8-Uhr-Läuten wurde zum dominierenden Klangereignis, dazu noch kurz ein Vogelruf.

Wie passend – „zur Zeit gesellt sich der Raum als zentrales und gleichberechtigtes kompositorisches Gestaltungsmittel.“, so Gàl. „Zum Raum wird hier die Zeit“, könnte man mit Wagner sagen. Im Kirchenraum wanderten die Gesangssolistinnen herum – großartig: Aki Hashimoto, Bernadette Furch, Anna Barbara Wagner, Sanja Branković. Dirigent Herbert Grassl nahm spontan das Tempo der Glockenklänge auf und sorgte für einen atmosphärischen Schluss des meditativen Klang- und Lautspiels. Es folgte Gottes- und Liebeslob aus alter Zeit, vier Gesänge der Hildegard von Bingen, vollendet gesungen von den „Priesterinnen“ Furch und Wagner, klösterlich keusch und schwebend.

Im zweiten Teil kam David Bader mit feinen Lautenklängen dazu. Francesco Rasi war Sänger, Komponist und Dichter und musste 1610 aus Arezzo fliehen, weil er nach einem Mordversuch an seiner Schwiegermutter und einem Mord an deren Gutsverwalter zum Tod verurteilt wurde, Also ein geistiger Verwandter Gesualdos und Cellinis aus wilder Renaissance-Zeit. Angeblich hat er den „stile recitativo“ erfunden. Als Flüchtling weilte er am Salzburger Hof. Drei seiner poesievollen Lieder machten Lust auf mehr. Mit einer kleinen, aufs Feinste artikulierten Blütenlese aus John Dowlands wundersamen Songbooks, einem kunstvollen Gesang des Josquin De Préz und einem Lautenkleinod des Spaniers Luis de Narváez ging der in sich stimmige Konzertabend zu Ende. Sehr herzlicher Applaus. Wenn es die Hofhaymer Gesellschaft nicht gäbe, müsste man sie erfinden.

 

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