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Aller Guten Dinge sind drei

MATINEE / MOZARTEUMORCHESTER / FAZIL SAY

08/10/12 Doppelter Triumph für Fazil Say, den türkischen Pianisten und Komponisten, anlässlich der ersten Sonntagsmatinee des Mozarteumorchesters dieser Saison (7.10.). Es dirigierte Ivor Bolton.

Von Horst Reischenböck

Vorneweg sei den Verantwortlichen für den Jedermann-Lauf ins Stammbuch geschrieben: Es ist unverantwortlich, ohne entsprechende Vorwarnung den Festspielbezirk absperren zu lassen. Deshalb nämlich versäumten nicht wenige Besucher den Konzertbeginn um 11 Uhr. Was die Ausführenden dankenswerterweise dazu veranlasste, für diese den langsamen Satz aus W. A. Mozarts Klavierkonzert KV 488 zu wiederholen.

Fazil Say wirkte darin dann fast noch eine Spur gelöster. Wie er herab fallenden Tropfen gleich Töne aus dem Steinway zauberte, behutsam Triller wie ein „Lächeln unter Tränen“, ohne Pathos, ungezwungen in dieses Adagio einfließen ließ, war zum Niederknien. Genauso zuvor schon sein lockerer Einstieg in den Kopfsatz und auch die gezügelte Virtuosität, die er im Finale ausspielte. Die Tonart dieses Werks, A-Dur, es Opus, A-Dur, scheint in Sachen Mozart überhaupt hohe Anziehungskraft für den türkischen Künstler zu haben. Präsentierte er sich doch zusammen mit dem Borusan Symphonieorchester schon zu Festspielzeiten am selben Ort mit dem Klavierkonzert KV 414. Und für seinen nächste Auftritt im März bei der Stiftung hat er dessen „Alla Turca“-Sonate KV 331 im Programm.

Das Mozarteumorchester hatte Say zur Komposition seiner 3. Sinfonie „Universe“ op. 43 bewogen. Sie wurde am Sonntag (7.10.) im grpßen Festspielhaus aus der Taufe gehoben. Inspiriert vom Weltall, fünf nahtlos ineinander übergehende Sätze, die aber nur drei Planeten namentlich nennen: Venus und Jupiter aus unserem Sonnensystem und der angeblich der Erde sehr ähnliche Gliese 581g. Nach einer Art „Urknall“ spinnen vor allem vielfältige Ostinati zu wechselnden Metren das Geschehen weiter. Rare Instrumente wie der Vorläufer auf dem Feld elektronischer Musik Thereminovox, Daxo- und Waterphone, das auf der afrikanischen Kalimba fußende Lamellophon, dazu Wasser- und UfoTrommeln steuern eigenartige Klänge bei. Mitunter irisierend, gemahnen sie gelegentlich auch an den Empfang entfernter Radiowellen, eben Botschaften aus einer anderen Welt. Ein verglühender Stern liefert stürmische, unvermutet schockierende Momente, ohne die es natürlich auch nicht abgehen darf. Aufrüttelnden Momente halten sich innerhalb des halbstündigen Freskos freilich in Grenzen. Zuletzt kehrt, vor allem durch die Blechbläser angefacht, hymnische Ruhe ein. Ein einhelliger voller Erfolg für Fazil Say und die anderen Ausführenden der Uraufführung.

Nach der Pause haben sie sich für eine weitere „Dritte“, nämlich jene in F-Dur op. 90 von Johannes Brahms, eingesetzt. Schon zur Eröffnung glühten ihre Farben aus der rechtens entsprechend wiederholten Exposition. Behutsam leuchtend keusch und zart formulierte das Holz dann seine Kantilenen im Andante und im nachfolgenden berühmten Poco allegretto. Dessen Tempo ließ der wie stets ambitionierte Ivor Bolton im Mittelteil etwas anziehen. Nach dem vom ganzen Aufgebot exzellent aufgefächerten Schluss stand logischerweise entsprechend begeisterter Dank auch dafür außer Frage.

Bild: fazilsay.com

 

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